12. April 2015 Wut
Nach inspirierenden Fragen zur Wut
ist es heute mein Thema. Auf einer emotionsbeschreibenden Skala von tief
schwingenden Gefühlen bis zu hochschwingenden Gefühlen wie Scham,
Wertlosigkeit, Apathie, Verzweifelung, Trauer, Depression, Angst, Schuld und
Beschuldigung, Neid, Mangel, Hass, Rache – kommt Wut so etwa in der Mitte vor.
Wut ist eine Brücke zurück in Kraft und Energie. Danach folgt Entmutigung,
Sorge, Zweifel, Verwirrung, Enttäuschung, Stress, Überlastung, harte Arbeit
(auf diesem Level leben viele Menschen und denken das wäre normal) Frustration,
Ärger, Ungeduld. Nun folgt der Wendepunkt mit Zufriedenheit, Langeweile,
Selbstvertrauen, Akzeptanz – wie eine Ruhezone – dann folgt Mut, Interesse,
Hoffnung, Neugier, Optimismus, Glaube und dann kommen wir langsam in die
hochschwingenden Gefilde wie positive Erwartungen, Glücklichsein, Begeisterung,
Elan, Liebe, Wertschätzung, Freiheit, Freude, Glückseligkeit und als Höhepunkt
Ekstase.
Ich habe mir eine Skala gemacht
aus diesen Worten und ich überprüfe mich mit der mir größtmöglichen
Ehrlichkeit. Wo stehe ich heute? Oder auch wo stehe ich mit diesem Thema? Wo
stand ich letzte Woche und wo vor vier Jahren? Es ist wichtig zu wissen, wo ich
stehe. Damit ich begreife, dass ich schon ganz viel geändert habe, wenn ich bei
Neid ankomme und das ich noch mehr geschafft habe, wenn ich bei Wut oder
Langeweile bin. Und es ist wichtig zu wissen, wo ich stehe, damit ich nicht
gedrängelt durch gesellschaftliche Tabus meine Wut gleich wieder abstelle,
sondern ich kann sie zelebrieren, denn kommend aus tiefster Verzweifelung ist
Wut ein riesen Fortschritt. Kommend aus jahrzehntelanger Verdrängung ist das
spüren der Wut eine Erleuchtung! Mir war es ein riesen mutiger Schritt vor mir selber
meine Wut zuzugeben. Schöne Mädchen sind doch nicht wütend. Wo bleibt denn
deine Contenance?
Zum Kotzen, da werd ich gleich
wieder wütend! Wie oft ich mir das hab sagen lassen und vor alllllleeeeem, wie
oft ich mich habe durch diese Sätze beeinflussen lassen!!! Anstatt die (und es
waren ausschließlich MEINE Männer, die mir das sagten), also anstatt diese Männer
in den Wind zu schießen. ICH hab mir das sagen lassen! Ich bin der Dreh- und
Angelpunkt in der Veränderung meiner Welt! Ich wollte so sehr gefallen, dass
ich meine Klappe gehalten habe.
Jetzt darf ich wütend werden und
es gab eine Zeit, da wurd ich mehr wütend als adäquat, aber das war wichtig.
Weil wenn ein Pendel stark in die eine Richtung ausschlägt, dann muss es
erstmal in die andere Richtung ausschlagen.
Und es gab eine Zeit, da konnte
ich nicht auf meinem Meditationskissen sitzen bleiben, wenn Wut kam. Es gab
Zeiten da konnte ich mich nicht stoppen im ausagieren, da habe ich es nicht
geschafft meine Gefühle mit mir auszumachen. Und ich bin mir sicher, dass es
auch in Zukunft noch Situationen gibt, wo neue Schichten Wut in mir aufbrechen
und ein blöder Spruch von irgendjemandem reicht und ich kann es wieder nicht
aufhalten und agiere es dennoch aus. Es gibt Zeiten, da brauche ich meine Schwimmwürste
und verprügle mein Sofa oder einen Deckenstapel. In unsere Familie hat Wut
einen wertvollen Platz bekommen und ich sehe an meinen Töchtern dass ein
umlernen möglich ist und gute Erfolge erzielt. Vor drei Jahren haben sie ich
ausgelacht oder waren genervt von mir mit meinem ewigen fühlen, fühlen, fühlen
– hier dürfen alle Gefühle sein und meine Tochter sagte einmal zu mir, dass das
wunderbare hier zu Hause wäre, dass alles sein darf und sie immer geliebt ist,
egal wie sie sich fühlt – es gibt dafür hier Raum. Niemand wird wegen einem
Wutanfall ins sein Zimmer geschickt oder soll alleine weinen – er darf, wenn er
will, aber er kann auch in den Arm kommen. Eine Wutattacke im Arm eines anderen
in mir selber zu fühlen, dass ist innige Verbundenheit. Wenn ich meine Tochter
halte, während sie wütend ist und wir gemeinsam dadurch gehen – dann fühle ich
sie wachsen, stark werden. Sie darf sein, wie sie ist und fühlen was dran ist.
Ungefühlte Gefühle hinterlassen
Abdrücke. Wir kennen es von Kleinkindern, die schreiben und toben und schon
Sekunden später wieder lachen können. Werden Gefühle direkt gefühlt, fließen
sie durch wie der Strom durch die Glühdrähte der Birne. Sie leuchten und wenn
sie durchgeflossen sind, leuchten sie nicht mehr oder anders. Mal rot, mal
grün, mal gelb und mal glitzernd.
Ich liebe es meine Gefühle auf dem
Meditaitonskissen mit mir zu fühlen, weil ich inzwischen herausgefunden haben,
wie gnadenlos tief ich in mir dabei komme, wenn so hochkochende Gefühle wie Wut
und Hass, Neid, Eifersucht, Ekel sich transformieren. Das ist kein Spaß, das
tut weh wie Hölle – aber ich weiß, wenn ich meine Widerstand aufgebe, mich dem
Gefühl voll und ganz hingebe, dann bringt mich das auf ganz neue Ebenen. Das
hört sich vielleicht, so hingeschrieben leicht an, aber das ist es nicht. Es
ist genauso schwer, schmerzhaft und anstrengend wie ein krasser ausagierter
Streit.
Doch es in mir zu fühlen, anstatt
es auszuagieren, hat den Vorteil, dass ich in mir etwas dadurch heile. Jede
gefühlte Energie transformiert sich automatisch in eine höher schwingende
Energie. Wir fühlen es danach. Wir fühlen uns leichter und vor allem klarer. Es
hat den Vorteil, dass ich mich danach nicht ärgern brauch, dass ich jemanden
unfair verletzt habe. Was ich ehrlich gesagt jedes Mal tue, wenn ich ein Gefühl
ausagiere. Es gibt keinen fairen Streit. Es gibt kein, aber der hat doch
angefangen. Keine Schuldfrage, kein Recht haben.
Ich habe es schon mal geschrieben
und ich werde es wieder tun, weil es so wichtig ist: sobald schmerzvolle Gefühle
auftauchen, ist das Mantra „Genauso habe ich mich als Kind gefühlt.“ Heute wird
das Gefühl nur angetriggert. 98 % aller Gefühle in uns sind alt und werden nur
angetriggert. Die angeblich bösen Anderen berühren NUR unsere unter der Haut
vorhandenen Knöpfe, die Dornen in den Wunden. Und die sollen weh tun, damit wir
sie endlich ziehen, damit die Wunden endlich heilen können. Zeit heilt keine
Wunden – das ist ein Trugschluß. Wir wissen es alle, weil wir alle unendlich
viele Uraltwunden in uns haben, die auch nach Jahrzehnten immer wieder
aufblubben. Wir können die Konfrontation mit ähnlichen Themen meiden, aber die
Wunden heilen nicht von selber.
Übung: Mach dir deine eigene Skala
mit den Begriffen vom Anfang des Artikels und überprüfe dich immer wieder. Wo
stehst du?
Diese Skala ist ein hilfreiches Werkzeug.
Wenn du 90% deiner Heilung abgibst
an die geistige Welt, das Universum, Gott, Engel oder wem auch immer. Wenn du
aus dem Weg gehst und die den größten Teil der Arbeit machen lässt, dann
bleiben 10% übrig als dein Job: 1. Den Entschluss fassen, wieder und wieder,
dass du heile wirst! 2. Dafür sorgen, dass es dir besser geht. Und dafür ist
diese Skala da. Mit ihr kannst du überprüfen, wo du wirklich stehst, was du in
den letzten Wochen vollbracht hast. Du weißt mit dieser Skala, was als nächstes
kommt. Gehe Schritt für Schritt – große Schritte oder Schnelligkeit sind nicht
besser als langsam und Schritt für Schritt.
P.S. Abends war ich auf einem Buddhistischen Treffen und da wurde mir von den 10 Welten berichtet in denen wir leben aus Buddhas Sicht. Sehr spannend: http://du-bist-buddha.de/?page_id=695
P.S. Abends war ich auf einem Buddhistischen Treffen und da wurde mir von den 10 Welten berichtet in denen wir leben aus Buddhas Sicht. Sehr spannend: http://du-bist-buddha.de/?page_id=695
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