Vor zwei Jahren schrieb ich diesen Post auf Facebook:
Das ist ein Nachruf für eine Mann der gerade starb, mit dem ich vor
zwanzig Jahren Zeit verbrachte. Er war der beste Freund meines Liebsten
damals und uns alle drei verband die
Fotografie. Er war wie ein kleiner Junge, hilflos und irgndwie völlig
schräg. Seine Stimmung kippte manchmal absurd schnell und ich verstand
seine Interpretationen der Außenwelt nicht. Ich mochte ihn. Ich hab ihn
bis heute im Herzen.
Damals vergewaltigte er eine Frau. Ich erlebte ihn aus dem Gefängnis heraus und danach. Er konnte es nicht fassen, was passiert war. Er versuchte den Punkt zu erreichen, wo die flirtende Situation kippte, doch da war soviel Wut. Ich verstand ihn nicht. Er suchte Hilfe, so sehr suchte er Hilfe und wußte nicht wie er in sich die Bereitschaft finden konnte. Ich war völlig überfordert davon. Wir suchten gemeinsam nach einem Therapeuten und einer Selbsthilfegruppe – ich glaube er ging nicht hin. Ich sah zu, wie ihm die Türen seines Studium zuflogen, wie sich die Welt von ihm abwendete. Ich konnte es keinem verdenken und gleichezeitig sah ich ihn und seinen Schmerz, seinen unstillbaren Schmerz. Er stand immer wieder mal vor der Tür, immer angetrunken mit einer Bierflasche im Anschlag. Ich verwies ihn nach ein paar Jahren der Tür und er kam nie wieder. Dennoch hörte ich immer wieder von ihm. Heroin, Entzugskliniken, wieder Heroin, der Versuch eine Beziehung zu leben und wieder ein Absturz und wieder und wieder. Das letzte Jahr verbrachte er clean in einer Klinik. Es ging ihm besser, sagten alle und dann lag er tot in seinem Zimmer. Er hat sich nie wieder von dieser Schuld erholt. Und ich stehe hier und weine. Es tut mir so leid. Es tut mir so leid, dass ein Mensch so ein Leben leben musste. Das es keine Rettung gab für ihn. Das er so gehen musste, so ohne jegliche Heilung, ohne Hoffnung. Es tut mir so leid, dass er damals wie heute keinen Ausweg wusste. Das er sein Trauma aus der Kindheit nicht heilen konnte. Er ist der einzige Täter, den ich - wissentlich - so nah kennen lernen durfte, neben meinem Stiefopa, der mich sexuell misshandelte. Und es tut mir so leid. Es tut mir für uns alle so leid – das wir in diesem Rad aus Schuld, Opfer und Tätersein so gefangen sind. Es tut mir so leid für all die, die Opfer von sexueller Gewalt werden und es tut mir leid für die, die solche Wege meinen gehen zu müssen. Die so wenig an ihre Liebe angeschlossen sind, dass sie eine Ausweg, ein Überleben in dem gewaltsamen Krieg(en) von Sex sehen. Die ihre eigene Ohnmacht in kriegerische Macht verdrehen und im Ende sich selber zutiefst zerstören. Es tut so weh. Dieses Versagen unserer Welt zu sehen, tut so unendlich weh.
Ich schick dir meine Liebe hinterher, liebe Seele. Wo auch immer du jetzt weiterreist, ich wünsche dir so sehr dass du heile wirst. Das du dir vergeben kannst und irgendwann dich wieder in der Liebe fühlen kannst. Ich habe dein Herz damals sehen dürfen und ich weiß, dass es gut und voller Liebe ist. Neben all dem Schmerz, der Wut und der Verzweifelung. Es tut mir leid, dass es für dich keinen Weg hier gab. Das wir, die Menschen auf der Erde dir keinen Weg zeigen konnten, der dich geheilt hätte. Ich wünschte das wäre anders hier, anders für uns Opfer und anders für uns Täter. Mögen wir heilen, mögen wir heilen in diesem Leben, darum bete ich. AHO.
Damals vergewaltigte er eine Frau. Ich erlebte ihn aus dem Gefängnis heraus und danach. Er konnte es nicht fassen, was passiert war. Er versuchte den Punkt zu erreichen, wo die flirtende Situation kippte, doch da war soviel Wut. Ich verstand ihn nicht. Er suchte Hilfe, so sehr suchte er Hilfe und wußte nicht wie er in sich die Bereitschaft finden konnte. Ich war völlig überfordert davon. Wir suchten gemeinsam nach einem Therapeuten und einer Selbsthilfegruppe – ich glaube er ging nicht hin. Ich sah zu, wie ihm die Türen seines Studium zuflogen, wie sich die Welt von ihm abwendete. Ich konnte es keinem verdenken und gleichezeitig sah ich ihn und seinen Schmerz, seinen unstillbaren Schmerz. Er stand immer wieder mal vor der Tür, immer angetrunken mit einer Bierflasche im Anschlag. Ich verwies ihn nach ein paar Jahren der Tür und er kam nie wieder. Dennoch hörte ich immer wieder von ihm. Heroin, Entzugskliniken, wieder Heroin, der Versuch eine Beziehung zu leben und wieder ein Absturz und wieder und wieder. Das letzte Jahr verbrachte er clean in einer Klinik. Es ging ihm besser, sagten alle und dann lag er tot in seinem Zimmer. Er hat sich nie wieder von dieser Schuld erholt. Und ich stehe hier und weine. Es tut mir so leid. Es tut mir so leid, dass ein Mensch so ein Leben leben musste. Das es keine Rettung gab für ihn. Das er so gehen musste, so ohne jegliche Heilung, ohne Hoffnung. Es tut mir so leid, dass er damals wie heute keinen Ausweg wusste. Das er sein Trauma aus der Kindheit nicht heilen konnte. Er ist der einzige Täter, den ich - wissentlich - so nah kennen lernen durfte, neben meinem Stiefopa, der mich sexuell misshandelte. Und es tut mir so leid. Es tut mir für uns alle so leid – das wir in diesem Rad aus Schuld, Opfer und Tätersein so gefangen sind. Es tut mir so leid für all die, die Opfer von sexueller Gewalt werden und es tut mir leid für die, die solche Wege meinen gehen zu müssen. Die so wenig an ihre Liebe angeschlossen sind, dass sie eine Ausweg, ein Überleben in dem gewaltsamen Krieg(en) von Sex sehen. Die ihre eigene Ohnmacht in kriegerische Macht verdrehen und im Ende sich selber zutiefst zerstören. Es tut so weh. Dieses Versagen unserer Welt zu sehen, tut so unendlich weh.
Ich schick dir meine Liebe hinterher, liebe Seele. Wo auch immer du jetzt weiterreist, ich wünsche dir so sehr dass du heile wirst. Das du dir vergeben kannst und irgendwann dich wieder in der Liebe fühlen kannst. Ich habe dein Herz damals sehen dürfen und ich weiß, dass es gut und voller Liebe ist. Neben all dem Schmerz, der Wut und der Verzweifelung. Es tut mir leid, dass es für dich keinen Weg hier gab. Das wir, die Menschen auf der Erde dir keinen Weg zeigen konnten, der dich geheilt hätte. Ich wünschte das wäre anders hier, anders für uns Opfer und anders für uns Täter. Mögen wir heilen, mögen wir heilen in diesem Leben, darum bete ich. AHO.