Tag 9 über die Hand-lungsfähigkeit.
Was darf denn noch alles passieren bis wir endlich den Arsch
hochkriegen?
Wir leben auf einem Planten der Fülle. Wir Menschen sind nicht
gerade die höchste Spezies auf diesem Planeten, doch wir haben um uns
Lebensformen die uns weise wundervolle Wege zeigen. Bäume, Tiere, die Elemente,
die geistige Welt – alle sind hier um uns zu lehren. Auch in unserer Spezies
sind wir verbunden. Wenn wir um Hilfe bitten, Hilfe in unser System lassen,
dann wird uns geholfen. Es liegt an uns. Jeder einzelne hat es in der Hand. Und
dennoch fühlt es sich sooft überhaupt nicht so an. Ich allen voran bekomms grad
nicht auf die Reihe...
Ich kann noch nicht mal diesen Artikel schreiben, es hängt und
klebt und triggert. Mein liebster Seelenbruder Urs schrieb „Und dann ist die
Zeit reif und es geht [plötzlich] ganz leicht.“ Das genau ist wahres Handeln. Wenn
es leicht geht, sind wir richtig. Solange es schwer, schmerzhaft und antreibend
nur geht, dürfen wir noch tiefer aufräumen. Nach dem Feuer der Wandlung, wenn
unsere Todolisten wegfallen und wir genau wissen, was unsere Aufgabe und der
nächste Schritt ist, da wird Heilung gelebt. Wenn die Intuition klare
Anweisungen gibt und wir ihr folgen. Schritt 9, das wahre Handeln, das Thema
des heutigen Tages, ist der gelebte Wendepunkt einer jeden Heilung. In der
Heldenreise beschreibt er die Rückkehr in die Oberwelt, wo der Held dann lernt
seine Lektionen, sein Wunderserum und seine neue Kraft im Alltag einzusetzen.
Mit dem Bewusstsein, dass jede Hürde, jeder Widerstand auf diesem Teil des
Weges erneut auftaucht, das zweite Mal also, damit wir diesmal unseren Weg
meistern – und dann geht’s leicht. Bei mir geht’s nur manchmal leicht und
manchmal gar nicht, so ganz und gar nicht...
Gestern bin ich meinem Trigger gefolgt und fand mich in der
schamanischen Reise wieder in einem Bild in dem erst meine Hände gelähmt waren
und dann komplett ab waren. Handlungsunfähig. Meine Begleitung nahm die Hände
in die ihren und dann fühlte ich das kleine Mädchen. Ein Baby, vor dem Alter
des Arme-um-Hilfe-ausstreckens, als im ersten Lebensjahr. Das Alter in dem wir
nur um Hilfe Schreien können. Ein stummer Schrei nach Mama kam aus mir heraus.
Ich nahm mein Baby in den Arm und weinte die verzweifelten Tränen eines Babys. Ich
spürte die tiefe verlassene Verzweifelung des Babys in mir. Oh weia. Und ich
spürte die Lähmung in meinen Armen. Wie schwere Bleiklötze hingen sie an mir. Auch
heute noch spüre ich diese Lähmung in den Händen. Ich darf noch weiter gehen in
diesem Prozess.
Ich weite meinen Blick aufs Gesamtbild. Wieviele teilen dieses
Schicksal mit mir? Bis in die 90 galt es als Erziehungsmaßnahme Babyschreie als
Widerstand zu deuten und sich nicht von dem Baby auf der Nase rumtanzen zu
lassen. Und dann der Emanzipationsanspruch der Frauen, mehr als die Männer
leisten zu müssen um überhaupt wahrgenommen zu werden... Ich kennen Geschichten von Müttern,
denen es ihr Herz zerriss nicht sein Kind aus der Wiege zu nehmen und es
dennoch nicht taten. So war es eben und dann nach der zweiten Nacht hörten die
Schreie auf und das Baby schlief immer ruhig durch. Autsch. Als ich Ende der
90er Mutter wurd gab es ein Bestsellerbuch, in dem zwar humanere Methoden das
Durchschlafen der Babys trainieren sollte, aber dennoch ging es darum das Baby
von seinem Wunsch nach Nähe abzubringen und ihm etwas anderes anzutrainieren:
durchschlafen. Wer kam nur auf die unnatürliche Idee Babys aus dem Bett der
Eltern zu nehmen? Nicht gehört worden zu sein als Baby, wenn die Schreie stumm
werden, weil die kleinen Stimmbänder es nicht aushalten. Wenn das Handeln
erstirbt bevor wir die Arme um Hilfe ausstrecken, dann entsteht
Handlungsunfähigkeit. Und wie kompensieren wir ein tiefes Gefühl nicht gehört
worden zu sein? Wir bemühen uns fortan alles so zu machen, wie Mama und Papa
uns möchten und überhören unsere eigene Stimme, von was wir brauchen.
Ich weiß, Eltern sein ist immer ein lavieren zwischen den Kräften
der Eltern – Nachts nicht durchschlafen zu können ist einfach mega anstrengend
- und der Wunscherfüllung des Kindes, doch warum sind wir überfordert? Wirklich
wegen der Nächte oder wegen dem Tagesprogramm??? Welche Eltern können einfach
zu Hause sein? Welche Eltern müssen heutzutage nicht Jobs annehmen,
Ausbildungen machen und gleichzeitig Eltern sein. Erst die machtvollen Ideen
patriachaler Disziplinvorstellungen und dann die Emanzipation richten sich beide
nicht nach Babybedürfnissen. Es wird besser, aber gut ist was anderes. Elternzeit
geht maximal ein Jahr. Unsere Gesellschaftsform ist nicht auf Babybedürfnisse
eingestellt sondern auf einen Balanceakt zwischen den
Arbeits-Karriere-Ansprüchen an beide Elternteile, Kitaplatz ab einem Jahr und
der dem Anspruch liebevolle Eltern zu sein. Da wird kein Kind auf den Rücken
geschnallt und ist bei der Arbeit dabei – weggeben ist nach wie vor die einzige
Lösung, die unsere Gesellschaftsform anbietet – wir sind weit entfernt von
Arbeitsstellen an denen Kinder dabei sind – dabei wäre das der natürlichste
Weg. Auch für uns, denn dann würde Langsamkeit und Achtsamkeit einziehen in
unseren Alltag. Genug gesamtgesellschaftlicher Blick.
Zurück in den Körper,denn es hat einen Grund wenn wir den Arsch nicht hochkriegen: Das Trauma liegt im Halschakra, wo die
Bitte um Hilfe verstummte. Der ungehörte Babyschrei ist eine Blockade, die
viele kennen. Im Erwachsenen zeigt sich das zB als nicht über seine Gefühle
reden können, nicht um Hilfe bitten können. Die Mandeln sind nicht umsonst unser
Frühwarnsystem. Sie sind gekoppelt mit der Intuition des Babys. Und es geht
noch weiter: wenn unser Hilferuf so früh unerhört blieb, wir nicht lernten,
dass ein Hilferuf, später die Arme nach Mama ausstrecken, erhört und uns
genährt hat, fehlt uns etwas ganz Grundlegendes: wir können nicht empfangen, es
uns nicht nehmen, nicht zugreifen. Wenn der Impuls um Hilfe zu rufen schon vor
dem Arme ausstrecken lernen, verstummt ist, fließt die Lebenskraft nicht in die
Arme, Hände hinein. Handlungsunfähigkeit ist fehlendes Empfangen können. Was
passiert dann im erwachsenen Alter? Wie oben schon erwähnt, wir bemühen uns es
den Mama und Papas unseres Erwachsenen Lebens recht zu machen, damit sie uns
geben was wir brauchen und wenn die das dann tun, können wir es aber nicht
empfangen, wir können uns nicht auffüllen. Wir haben keine Hände zum Zugreifen,
keine Arme zum Annehmen. Die Kompensation des Rechtmachens blutet uns
irgendwann aus. Wir tun doch alles und so gut, geben uns soviel Mühe und doch
bleiben wir im Mangel. Weil wir nichts empfangen können. Da gehören die inneren
Babys auf den Arm und nachgenährt.
Ich hab meine Handlungsunfähigkeit mein Leben lang übersprungen
mit MACHEN. Ich hab gearbeitet wie ein Berserker, immer volle Todolisten,
getrieben, immer was zu tun, immer neue Projekte. Um ja nicht diese Lähmung in
den Armen zu spüren. Um ja nicht den Schmerz zu spüren des Babys in mir. Wenn wir den Arsch nicht hochkriegen, dann hat das einen Grund und es reicht nicht, wenn wir uns zwingen und antreiben. Es gibt nur einen Weg um in den Bereich des „und plötzlich geht
es leicht“ zu kommen: die bleiernde Schwere der Handlungsunfähigkeit annehmen,
das Baby nachnähren, halten, solange wie es eben brauch – auf die Gefahr hin,
dass es für immer so bleibt, darf es da sein, sich genauso zeigen. Und ich die
Große spüre die Kleine und sie darf sich zeigen, solange sie es brauch. Ich werde
da sein. Ich halte sie. Ich lasse meine Todolisten fallen und nehme die Rufe
meines inneren Babys ernst. Ich sorge für mich, für ein Leben in dem ein Baby
einen Platz hat im Alltag. Ich schnalle mein Inneres Baby auf meinen Rücken und
gehe langsam und achtsam durch meine Tage, verbunden für mich sorgend. Ich
massiere meine Hände und Arme, belebe sie ganz langsam, ich tröste das Kind und
versichere ihm meine Liebe. Ich lasse das megamäßige MACHEN fallen, gebe mich
der Langsamkeit hin, akzeptiere, dass ich im gesellschaftlichen Ansehen keine
Karriere mache, nicht den Ansprüchen genüge, sondern meinem inneren Baby genüge.
Das ist meine Priorität. Ich nehme mich diesmal mit auf diesem Weg und springe
nicht jedes Mal über meine inneren Hilferufe drüber. Meine Erwachsene hat gut
zu tun, dies in unserer Welt durchzusetzen. Ich organisiere mir ein Feld, ein
Leben in dem das möglich ist. In meiner Komfortzone kann ich mich schon lange
nicht mehr verstecken. Meine Stimme erheben und mich für mich einsetzen erweist
sich als richtig guter Weg. Nein sagen und Grenzen deutlich setzen lässt
Leichtigkeit folgen.
Mögen wir eine Welt bauen in der die Bedürfnisse der Babys Nr.1
sind, Teil unseres Alltags. Eine Welt in der Babys wieder dabei sind, berührt
und getragen. Die inneren wie die äußeren. AHO
Acryl, Bleistift auf
Papier, 50 x 60 cm, 2016,
„Keine Ahnung“
|
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen