Donnerstag, 18. Mai 2017

Erleuchtung heisst heilen, nichts weiter // Tag 7

Helden sind auf Augenhöhe.
Im Ende heilt sich jeder selber. Und wenn wir in der Kindheit kein Vorbild dafür hatten, also keine Blaupause, keine Abbild, keinen Abdruck davon bekommen haben, dann müssen wir uns den jetzt holen, schreib ich an Tag 1. Nicht ein anderer gibt uns einen Abdruck von sich, sondern wir werden erinnert an einen Abdruck den wir wie natürlich in uns tragen, sorum funktioniert das. Wir haben alles Wissen in uns, es darf geweckt und ausgelöst werden. Wir lernen nichts, wir werden erinnert an unser uraltes Wissen in uns. Das bringt auch die Augenhöhe zwischen Lehrern und Schülern, zwischen Ärzten und Patienten, zwischen Kindern und Eltern. Sooft wird durch hierarchische Verwechselungen Heilung verhindert, selbst an spirituellsten Orten. Niemand sitzt auf einem Chefsessel, einem Thron oder einer Bühne, der nicht sein eigenes Mangelprogramm gerade versenkt. Es geht immer einer voran und er bekommt Dank dafür, doch das macht ihn nicht zum Chef, sondern zum Helden. Helden sind aus dem Volk – deinesgleichen, sonst könnte es nicht heldenreich sein. UND das Gute an dieser Nachricht ist, wenn ein Vorausgeher „aus dem Volk“ ist, bedeutet das, er ist so wie du und ich. Nichts Besonderes also, ein ganz normaler Mensch, wie wir alle. Und wir alle können ihm folgen auf der eingeschlagenen Schneise, die der Held geschlagen hat durch den Dschungel. Wir könne nachmachen, die einzige Art des Lernens. Sobald wir dem Weg eines Heldens folgen machen wir diesen Weg zu unserem Weg, weil wir ihn auf unsere Art und Weise neu und anders gehen – das geht gar nicht anders. Und damit werden wir selber zum Helden.
Einen Tag nachdem ich dies hier schrieb frug mich eine Frau, ob wir nach einem Missbrauch tatsächlich vollständig heilen können oder ob es quasi eine „Superkraft“ ist, die uns einfach ausmacht? Ich liebe diese Frage, weil sie den oft nicht bemerkten Hinweis darauf gibt, wie Menschen sind, die einen Missbrauch überlebt haben. Dieses Überleben ist ein Training das etwas mit uns gemacht hat. Ja, wir können vollständig heilen und dennoch sind wir danach ganz andere Menschen, als wir ohne den Missbrauch und seine Heilung geworden wären. Meine Antwort war: wie wäre es mit BEIDES. Wie ein Held, der sein Abenteuer bestanden hat und mit dem Wunderelexier nach Hause kommt, das er in der Drachenhöhle gefunden hat nachdem er den Drachen überwunden hatte. Er alleine kennt den Weg durch die Höhle. Jetzt kann er es seinen Leuten beibringen und sie retten mit dem Elexier... und er lässt sich von Drachen keine Angst mehr einjagen und auch nicht vor dunklen Höhlen. Und wenn man son Abenteuer bestanden hat, ist man ganz schön über sich hinausgewachsen und steht anders im Leben als je zuvor und auch stärker als wäre das Abenteuer nicht passiert. ich finde wir sind HeldenInnen!
Ist es wichtig für die Heilung jedes einzelne Detail zu wissen? Was genau passierte und wer es genau war? Nein, für eine Heilung ist es nicht wichtig die Geschichte zu wissen. Überhaupt nicht. Wenn wir den Text über das Prinzip der Dramaqueen von Tag 3 mit im Kopf haben, dann ist eh die Frage, welcher unserer Geschichten wirklich zu einem Gefühl gehören oder nicht. Das einzige, was nicht übertreibt und was wir als Wahrheit deutlich in uns spüren, sind unsere Gefühle. Auf die können wir uns verlassen. Und die müssen wir penibel genau alle ernst nehmen, wissen, ausgraben und erfühlen. An dieser Stelle ist unser System dann wieder sehr, sehr genau. Jedes Gefühl möchte Beachtung haben. Übersehen Gefühle machen auf sich aufmerksam, entweder über Körpersprache in Form von Krankheiten, Schmerzen, Blockaden, etc oder in Form von Inszenierungen, von Geschichten, die wir wiederholen und wiederholen und immer wieder das gleiche Gefühl kreieren. Auch dabei geht es nicht um die Geschichten sondern um ein Gefühl was nach Aufmerksamkeit schreit. Geschichten transportieren die Gefühle, damit sie präsent bleiben. Und je öfter wir es ignorieren oder loswerden wollen, desto penetranter werden die Inszenierungen. Es gibt keinen Weg seinen Gefühlen auszuweichen. Keinen. Weder Drogen, noch Verdrängung, noch Verhaltenstherapie, noch Strenge, noch nicht mal Mord oder Selbstmord machen Gefühle weg, sie inkarnieren sich wieder und kleben, Karma genannt, an unserer Seele fest. Buddha nannte sie Sankaras und hatte mit der Vipassana-Meditiation ein wunderbares Werkzeug gefunden, mit dem wir uns Gefühl für Gefühl reinigen. Ich nenne die Gefühle Innere Kinder, weil ich darüber eine gute tröstende, liebende Verbindung mit ihnen aufbauen kann. Selbst die schlimmsten und schmerzhaftesten Gefühle möchte geliebt sein, gesehen und bis zum letzten Tropfen gefühlt sein, wie ein kleines Kind. Geben wir uns ihnen hin, fließen sie durch uns durch. Halten wir sie fern, schließen sie ein oder aus, lagern sie sich im Körper ein und wie oben schon geschrieben, inszenieren sie durch unser Unterbewusstsein immer neue Situationen, in denen sie eine neue Chance bekommen von uns wahrgenommen zu werden. Wir können uns ewig gegen sie wehren und damit Jahrtausende verschiedener Inkarnationen beschäftigt sein oder uns hingeben und fühlen. Fühlen ist Mensch sein und die Gegenwehr gegen Gefühle ist wie eine Gegenwehr gegen unser Menschsein. Das Paradoxon aber, dass ein geliebter Schmerz geht und ein Schmerz, den wir loswerden wollen bleibt, können wir nicht lernen über lesen oder das Wissen anderer, wir müssen es selber erfahren. Und in diesem Lernprozess liegt alle Heilung dieser Welt. Dieser Lernprozess ist Erleuchtung. So einfach und so schwer ist das. Mögen alle Menschen dieses Paradoxon fühlend erfahren, durchleben und damit heilen. AHO

Acryl, Bleistift auf Papier, 50 x 60 cm, 2016,

„Keine Ahnung“

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