Helden sind auf Augenhöhe.
Im Ende heilt sich jeder selber. Und wenn wir in der Kindheit
kein Vorbild dafür hatten, also keine Blaupause, keine Abbild, keinen Abdruck
davon bekommen haben, dann müssen wir uns den jetzt holen, schreib ich an Tag 1.
Nicht ein anderer gibt uns einen Abdruck von sich, sondern wir werden erinnert
an einen Abdruck den wir wie natürlich in uns tragen, sorum funktioniert das.
Wir haben alles Wissen in uns, es darf geweckt und ausgelöst werden. Wir lernen
nichts, wir werden erinnert an unser uraltes Wissen in uns. Das bringt auch die
Augenhöhe zwischen Lehrern und Schülern, zwischen Ärzten und Patienten,
zwischen Kindern und Eltern. Sooft wird durch hierarchische Verwechselungen
Heilung verhindert, selbst an spirituellsten Orten. Niemand sitzt auf einem
Chefsessel, einem Thron oder einer Bühne, der nicht sein eigenes Mangelprogramm
gerade versenkt. Es geht immer einer voran und er bekommt Dank dafür, doch das
macht ihn nicht zum Chef, sondern zum Helden. Helden sind aus dem Volk – deinesgleichen,
sonst könnte es nicht heldenreich sein. UND das Gute an dieser Nachricht ist,
wenn ein Vorausgeher „aus dem Volk“ ist, bedeutet das, er ist so wie du und ich.
Nichts Besonderes also, ein ganz normaler Mensch, wie wir alle. Und wir alle
können ihm folgen auf der eingeschlagenen Schneise, die der Held geschlagen hat
durch den Dschungel. Wir könne nachmachen, die einzige Art des Lernens. Sobald
wir dem Weg eines Heldens folgen machen wir diesen Weg zu unserem Weg, weil wir
ihn auf unsere Art und Weise neu und anders gehen – das geht gar nicht anders.
Und damit werden wir selber zum Helden.
Einen Tag nachdem ich dies hier schrieb frug mich eine Frau, ob
wir nach einem Missbrauch tatsächlich vollständig heilen können oder ob es
quasi eine „Superkraft“ ist, die uns einfach ausmacht? Ich liebe diese Frage,
weil sie den oft nicht bemerkten Hinweis darauf gibt, wie Menschen sind, die
einen Missbrauch überlebt haben. Dieses Überleben ist ein Training das etwas
mit uns gemacht hat. Ja, wir können vollständig heilen und dennoch sind wir
danach ganz andere Menschen, als wir ohne den Missbrauch und seine Heilung geworden wären. Meine
Antwort war: wie wäre es mit BEIDES. Wie
ein Held, der sein Abenteuer bestanden hat und mit dem Wunderelexier nach Hause
kommt, das er in der Drachenhöhle gefunden hat nachdem er den Drachen
überwunden hatte. Er alleine kennt den Weg durch die Höhle. Jetzt kann er es
seinen Leuten beibringen und sie retten mit dem Elexier... und er lässt sich
von Drachen keine Angst mehr einjagen und auch nicht vor dunklen Höhlen. Und
wenn man son Abenteuer bestanden hat, ist man ganz schön über sich
hinausgewachsen und steht anders im Leben als je zuvor und auch stärker als
wäre das Abenteuer nicht passiert. ich finde wir sind HeldenInnen!
Ist es wichtig für die Heilung jedes einzelne
Detail zu wissen? Was genau passierte und wer es genau war? Nein, für
eine Heilung ist es nicht wichtig die Geschichte zu wissen. Überhaupt nicht. Wenn wir den Text über das Prinzip der Dramaqueen von Tag 3 mit im Kopf haben,
dann ist eh die Frage, welcher unserer Geschichten wirklich zu einem Gefühl
gehören oder nicht. Das einzige, was nicht übertreibt und was wir als Wahrheit
deutlich in uns spüren, sind unsere Gefühle. Auf die können wir uns verlassen. Und die müssen wir penibel genau
alle ernst nehmen, wissen, ausgraben und erfühlen. An dieser Stelle ist unser System dann
wieder sehr, sehr genau. Jedes
Gefühl möchte Beachtung haben. Übersehen Gefühle machen auf sich
aufmerksam, entweder über Körpersprache in Form von Krankheiten, Schmerzen,
Blockaden, etc oder in Form von Inszenierungen, von Geschichten, die wir
wiederholen und wiederholen und immer wieder das gleiche Gefühl kreieren. Auch
dabei geht es nicht um die Geschichten sondern um ein Gefühl was nach
Aufmerksamkeit schreit. Geschichten transportieren die Gefühle, damit sie präsent bleiben. Und je öfter wir es ignorieren oder loswerden wollen,
desto penetranter werden die Inszenierungen. Es gibt keinen Weg seinen Gefühlen
auszuweichen. Keinen. Weder Drogen, noch Verdrängung, noch Verhaltenstherapie,
noch Strenge, noch nicht mal Mord oder Selbstmord machen Gefühle weg, sie inkarnieren
sich wieder und kleben, Karma genannt, an unserer Seele fest. Buddha nannte sie
Sankaras und hatte mit der Vipassana-Meditiation ein wunderbares Werkzeug
gefunden, mit dem wir uns Gefühl für Gefühl reinigen. Ich nenne die Gefühle Innere
Kinder, weil ich darüber eine gute tröstende, liebende Verbindung mit ihnen
aufbauen kann. Selbst die schlimmsten und schmerzhaftesten Gefühle möchte
geliebt sein, gesehen und bis zum letzten Tropfen gefühlt sein, wie ein kleines Kind. Geben wir uns
ihnen hin, fließen sie durch uns durch. Halten wir sie fern, schließen sie ein
oder aus, lagern sie sich im Körper ein und wie oben schon geschrieben,
inszenieren sie durch unser Unterbewusstsein immer neue Situationen, in denen
sie eine neue Chance bekommen von uns wahrgenommen zu werden. Wir können uns
ewig gegen sie wehren und damit Jahrtausende verschiedener Inkarnationen beschäftigt sein oder uns hingeben und fühlen. Fühlen ist Mensch sein und
die Gegenwehr gegen Gefühle ist wie eine Gegenwehr gegen unser Menschsein. Das
Paradoxon aber, dass ein geliebter Schmerz geht und ein Schmerz, den wir
loswerden wollen bleibt, können wir nicht lernen über lesen oder das Wissen
anderer, wir müssen es selber erfahren. Und in diesem Lernprozess liegt alle
Heilung dieser Welt. Dieser Lernprozess ist Erleuchtung. So einfach und so
schwer ist das. Mögen alle Menschen dieses Paradoxon fühlend erfahren,
durchleben und damit heilen. AHO
Acryl, Bleistift auf
Papier, 50 x 60 cm, 2016,
„Keine Ahnung“
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