Sonntag, 27. März 2016

Maria Magdalena war Jesus nächste Vertraute


sagt ein Papyrus von 160 nach Christus. Das Evangelium der Maria. Es existiert. Was bedeutet das für uns?

Jeden Tag bringt mich mein Weg an spannende, neue Stellen. Heute morgen, am Ostersonntag, war es ein wissenschaftlicher Film über Maria Magdalena, die Frau, die Jesus leeres Grab als erste sah, der mich zutiefst berührte.
Es gibt hier in Berlin im Ägyptischen Museum eine Sammlung uralter Texte. Der Berliner Koptisch-gnostische Papyroskodex. 140 Blätter, alles Apokryphen – Evangelien die nicht in den biblischen Kanon aufgenommen wurden – einer davon ist das Evangelium nach Maria von Magdala. 160 nach Christus geschrieben. Ich fuhr sofort ins Museum und stellte mich in die riesen Schlage mit all den Touristen. Ich weiß schon lange um die Lügen über Maria Magdalena, die mir sogar noch in meiner Kindheit erzählt wurden. Jesus hatte keine Frau, hieß es immer und Maria Magdalena war eine Hure und Ehebrecherin. Nur am Grabe, wo alle männlichen Aposteln sich verdünnisiert hatte, da tauchte sie plötzlich wieder auf. Sie war die erste, die die Auferstehung begriff. Die Christen feiern heute dank Maria Magdalena.
Mir begegnete schon vor Jahren gechannelten Texten über ihr Leben. Dort war Maria Magdalena die liebende Apostelin, die Frau an Jesu Seite. Seine Partnerin auf Augenhöhe mit der er seinen Weg teilte und sein Bett. Sexualität spielte also auch bei Jesus eine Rolle, wie bei all uns Menschen. Aber über den Beweiswert eines gechannelten Textes lässt sich eben streiten, dennoch hat mich ihre Energie tief berührt. Wie oft fühlte ich mich als Frau verkannt, als Hure degradiert, einfach aus dem Leben geworfen? Wie oft fehlte mir die Achtung vor meiner Weisheit, meiner Weiblichkeit? Ich hatte Herzklopfen heute Morgen in der Schlange. Es war also wahr. Es gab Schriftstücke die bewiesen, dass Maria Magdalena eine ganz andere Rolle neben Jesus gespielt hatte, als es in der heutigen Version des Evangeliums gezeigt wird.... Maria Magdalena ist so weit weg, doch irgendetwas in ihrer Rolle in dieser Gesellschaft, in ihrer Rolle, die ihr nachträglich angedichtet worden ist, in der Ignoration ihrer eigentlichen Kraft liegt etwas, was mir verwandt ist, was mich tief berührt.


Der Berliner Koptisch-gnostische Papyroskodex. Das Evangelium nach Maria von Magdala.

Das hier ist das uralte Schriftstück. Buchstäblich schwarz auf weiß steht es dort geschrieben und es liegt hier in Berlin im Ägyptischen Museum. Es ist genauso alt, wie die in der Bibel aufgenommenen Texte. Es hat den gleichen Wahrheitswert wie die anderen Texte. Zweifelt man ihn an, geht das einher mit der Anzweifelung der gesamten Bibel – ein spannender Gedanke. (Die Übersetzung des Textes der darauf steht, steht unten)
Ich stand heute morgen mit Tränen in den Augen über diesem Text und hörte mit im Audioguide seine Übersetzung an. Nun ist also klar, Maria Magdalena war eine Apostelin und dazu besaß sie Informationen, die die anderen Aposteln nicht von Jesus gehört hatten. Sie war es, die ihm am nächsten war und sie wurde im Laufe der Jahrhunderte einfach verleugnet, rausgeworfen, ihre Kraft für nichtig erklärt. Sie hatte nichts getan, außer geliebt und ihre Stärke gezeigt und das hat soviel Neid ausgelöst, dass sie ausgelöscht wurde? Ist das die ganze Geschichte unseres patriachischem Systems? Das eine Frau, die Nr. 1 an der Seite eines Erlösers ist, ihm ebenbürtig und auf Augenhöhe und nicht ein Mann. Das im Ende eine Päpstin an die Spitze der Christenschaft gehört und nicht ein Mann? Und aus dieser Angst heraus, dass eine Frau nicht nur bei der Geburt von Kindern wichtig ist, sondern auch bei der Erlösung der Welt, wurde alles Weibliche verbannt, verbrannt, getötet, als Sünde deklariert und abgeschafft. Ja, wir leben nicht mehr im Mittelalter und die Welt hat sich verbessert und gewandelt, aber wir sind hier noch nicht fertig, wenn wir wissen, dass jedes 3. Mädchen und jeder 5. Junge sexuell Misshandelt wird. Mit den Tätern eingerechnet, reden wir von der Hälfte unserer Gesellschaft, die ein Problem mit Sexualität haben. Sehe ich diese lange Geschichte der Christen, des Patriachats, sehe ich den Mangel, den diese Verbannung der Weiblichkeit angerichtet hat. Sehe ich das Loch was entsteht, wenn Frauen nichts wert sind, wenn sie nicht geachtet werden, wenn Sexualität in seiner reinen Form geächtet wird und nur noch heimlich ausgelebt werden darf, wenn also menschlich lebensnotwendige Liebe rausgeworfen wird entsteht dann Wut auf die Frau an sich. Auf Frauen, die dooferweise immer noch da sind. Sie sind nicht ausgestorben und dummerweise sind sie notwendig, weil unsere Spezies ohne sie aussterben würde und weil natürlicherweise ein Lockstoff von ihr ausgeht und aus diesen polaren Ideen entsteht dann sexuelle Gewalt? Sehe ich noch tiefer, dass jeder Mensch weibliche Anteile in sich trägt, Männer genauso viele wie Frauen und wir innerlich weder heile, noch ganz sein können, wenn Weiblichkeit abgetrennt ist – dann hat die Rolle der Maria Magdalena eine riesen große Auswirkung auf unser aller Leben gehabt und dann sind diese Papyrusfetzen dort im Museum viel viel mehr, als wir uns vorstellen können. Dann liegt dort eine Erlösung von riesem Ausmaß. Dann liegt dort der verlorene Sohn, nämlich die Tochter, die wir gerufen sind wieder in unser Leben zu integrieren.
Hey Tochter, hey Schwester, hey geliebte Maria Magdalena, die du von Jesus erwählt wurdest als erste Apostelin und die du bis heute nicht zu Worte kommen konntest, schicke uns deine Botschaft deutlich. Wir nehmen sich wieder auf. Sei willkommen. Sei da und zeige uns deinen Weg. Zeige uns deine Liebe und wie der Weg als gleichberechtigte Frau neben dem Erlöser gemeint war. Hey schick uns deine Botschaft, dein Evangelium.
Wir Frauen wollen nicht über jemandem stehen. Wir wollen niemanden beherrschen oder mächtiger sein. Wir wollen nur erkannt sein als das was wir sind, als die Partner des Erlösers auf Augenhöhe. Als genauso wichtiger Teil der Erlösung wie der männliche Jesusanteil. Geliebte Maria Magdalena, ich verneige mich vor dir. Vor deinem Mut dich damals stark und in deiner vollen Größe neben Jesus zu stellen. Du bist sozusagen die erste Emanze und du bist Liebende. Ich verneige mich vor deiner Liebe. Ich verneige mich vor deinem Mut an seinem Kreuz zu bleiben auch wenn du Angst haben mußtest um dein eigenes Leben. Ich verneige dich vor deiner Beständigkeit mit der deine Energie auch bis heute hier auf Erden verweilt und sie nun zumindest mich eine Seele trifft und ich danke dir für dein Leuchten über all die lange Zeit hinweg. Du gibst mir den Mut, dass ich aufstehe und liebe, weiter liebe, immer mehr liebe. Verkünden wir das Evangelium nach Maria. Es ist an der Zeit! AHO

Die Übersetzung des Textes im Museum geht so:
„ Petrus sprach zu Maria: „Schwester, wir wissen das der Erlöser dich liebte mehr als die übrigen Frauen. Sage uns die Worte des Erlösers, deren du dich erinnerst, die du kennst, nicht aber wir und die wir auch nicht gehört haben.“ Maria antwortete und sprach, „Was euch verborgen ist, will ich euch mitteilen.“ Und sie begann ihnen zu berichten. Als Maria alles gesagt hatte, schwieg sie. Entgegen sprach Petrus: „Hat der Erlöser denn mit einer Frau heimlich vor uns geredet und nicht öffentlich? Sollen wir nun umkehren und alle auf sie hören?“ Darauf weinte Maria und sprach zu Petrus: „Mein Bruder Petrus, was glaubst du denn? Glaubst du, ich habe das selbst ersonnen in meinem Herzen? Oder ich lüge über den Erlöser? Levi entgegnete und sprach zu Petrus: „Wenn der Erlöser sie würdig gemacht hat, wer bist denn du, dass du sie verwirfst? Sicherlich kennt der Erlöser sie ganz genau, deshalb hat er sie mehr als uns geliebt. Wir sollen uns vielmehr schämen, den Vollkommenen Menschen anziehen, losgehen, wie er es uns aufgetragen hat und das Evangelium verkünden.“ Als Levi dies gesagt hatte, schickten sie sich an zu gehen um zu verkünden und zu predigen das Evangelium nach Maria. „ (Quelle: Papyrossammlung, Ägyptisches Museum, Berlin)