14. Mai 2015 Für meine Töchter.
Ich habe ein Tuch aus Thailand,
wunderschöne weiße Seide, die ich mir mit 20 mitbrachte für mein
Hochzeitskleid. Als ich heiratete hatte ich diesen Stoff völlig vergessen. Er
wartet immer noch. Nach sieben Jahren Ehe, sind nun wieder sieben Jahre
vergangen. Dieses Tuch liegt hier und all meine Heilkarten, die ich in den
letzten Jahren gemalt habe liegen darauf. Guter Ort für Heilkarten.
Ich habe gespielt in den letzten
Jahren, gemalt und geschrieben, in meinen Gefühlen gebadet. Sie durch mich
hindurch fließen lassen und mich von ihnen durchdringen lassen. Das war alles
andere als schmerzfrei. Ich habe meine Kindheitsschmerzen erlöst in mir,
Schmerzen aus vorherigen Leben und Schmerzen, dien unser gesamtes weltweites
System behaften. Ich habe mich in diesen Jahren darin fit gemacht, als
Kriegerin ins Feuer zu gehen, abzubrennen und gereinigt, neu wieder
aufzuerstehen. Ich bin eine Feuertänzerin geworden. Ich bin froh über diese
Erfahrungen, denn sie haben mir die Angst vor den modrigsten, schlimmsten
Kellern unseres menschlichen Daseins genommen. Ich habe keine Angst mehr davor
Mördern oder Vergewaltigern in die
Augen zu sehen, ich habe keine Angst mehr vor meine eigenen schlimmsten Abgründen.
Die Schattenreisen haben mich vor allem gelehrt, dass hinter dem schlimmsten
Mörderdrache der Wunsch nach Transformation steht und wie in Lukas und Jim
Knopfs Geschichte wandelt sich der Drache in den weißen Drachen der Weisheit.
Das ist kein Märchen, sondern eine Analogie über unserer tiefsten Wunden.
Ziehen wir die Dornen aus den Wunden, wie Jim und Lukas dem Drachen den faulen
Zahn zogen, dann transformieren sich unsere Wunden in heilige Weisheit. Ich
will sagen: es lohnt sich, es lohnt sich so so sehr seine eigenen Wunden zu
heilen, auch wenn es kurz weh tut einen Splitter zu ziehen – aber es lohnt
sich, wir wissen das alle, dass man Splitter raus machen muss, weils ansonsten
ewig weiter eitert.
Haben wir das überstanden,
erhalten wir einen Lohn, ein Geschenk, dass in keinem Vergleich zu den Mühen/Schmerzen
steht. Die Weisheit der Drachen, die Weisheit der Heilung, der weiblichen
Urkraft – nennen wir sie wie wir wollen, sie schenkt mir einen Boden, sie
schenkt mir Mut, sie schenkt mir Leichtigkeit und Spaß. Jeder Schritt für die
eigene Heilung lohnt sich. Und das nicht nur für mich, nicht nur weil ich dann
besser leben kann, sondern weil wir Heilung in ein ganzes Ahnensystem bringen. Weil
wir unseren Kindern ersparen, dass sie Altlasten tragen. Weil wir sieben
Generationen vor und zurück Erlösung schenken. Das ist tiefe Gnade, wenn sich
diese Erlösung als Ergebnis im Außen zeigt!!!
Vor 59 Tagen habe ich beschlossen
noch einmal richtig tief in meine Transformation einzusteigen. Der
Schmetterlingsprozess. Ich bat das Universum mich zu Transformieren, alles
abzubrennen, was oll und vergammelt ist und mich zu trainieren in dem was ich
neu lernen muss. 60 Tage hab ich gesagt und dann will ich ganz sein, stehen, da
sein. Glücklich, leicht und fliegend. Und das Universum hat geantwortet. Jeden
Tag. Ich habe gebrannt, bin zerflossen, habe meine Scham gefühlt und mich hier
absolut offen und authentisch gezeigt. Ich habe geliebt, gelacht und mit jedem
Schritt meine Freiheit mehr gefühlt. Das hier ist eine Befreiungsgeschichte.
Und nicht nur, weil meine Kindheitsgeschichte krass ist – jedes 3. Mädchen wird
sexuelle missbraucht und jeder 5. Junge, zählt man die Täter hinzu, betrifft
das mehr als die Hälfte unserer Gesellschaft. Wir können fast sicher sein, dass
es mit der Kriegszeit fast jede Familie getroffen hat. Wir haben mit diesem
Thema alle zu tun. Dennoch, letztendlich ist es egal, wie krass oder eklig
unsere Geschichten und die unserer Ahnen sind, die wir in uns tragen. Egal ob
nichts los war oder alles – es geht immer darum, wonach rufen unsere
Imagozellen, unsere Träume unsere Visionen und schaffen wir es das zu leben.
Deswegen sind wir hier, damit wir unsere größten Träume leben. Wir schulden
unseren Träumen unser Leben. Das ist unsere Motivation, unsere Energie. Und
egal was uns im Weg steht, es geht darum die Herausforderungen zu überwinden. Meine
Geschichte ist eine Befreiungsgeschichte. Und das ist die Aufgabe jedes
Menschen hier, sich zu befreien. Mehr und mehr. Ich kann wieder atmen. Es hat
mich zwanzig Jahre Anlauf gekostet und ich musste wirklich sehr sehr mutig sein
aus meinem System auszusteigen und gegen all die Gegenwehr meiner
Ursprungsfamilie dennoch für mich zu gehen. Ich wusste, was ich aufs Spiel
setzen würde und ich wusste, dass sie alle Möglichkeiten ausschöpfen würden,
damit ich nicht diese alten und uralten Geheimnisse unserer Familie aufdecke. Sooft
man auch davon gelesen hat, wie sich die Tabuisierung in Missbrauchsfamilien
auswirkt auf die Betroffenen – auf alle, auch auf die Verdränger – die erlebte
Realität ist dann schon echt Aua. Eine tiefe Chance bedingungslose Liebe,
Vergebung und Gnade in sich zu lernen. Sie als Spiegel nutzend, die eigenen
abgespaltenen Anteile wieder reinholen und sich innerlich vermählen. Hingabe an
die heilen Anteile der Menschen. Immer wieder den Fokus auf das Heile, Wahre –
auf die ewige Liebe. Das lehrt Vergebung, das baut den Boden für tiefe
Verbindlichkeit. Das macht weich und weit. Und standfest!!! Nichts wird mich
trennen, weil ich der Illusion nicht mehr glaube. Ich hör nicht mehr auf die
Worte, sondern auf die Energie dahinter. Auf den Hilferuf, der in jedem Angriff
steckt. Ich weiß zu viel über Liebe in mir/ in uns allen und zuviel über
Muster, Schattenreaktionen und Egowiderstände als das ich weiter auf die Worte
oder Taten höre, die mir jemand schickt, zeigt. Ich seh die Anteile dahinter,
die inneren Kinder, die Angst, meist den Widerstand gegen die eigenen Heilung.
Aber zu welchen Umwegen (diese Formulierung ist schon eine unachtsame
Bewertung) sich Menschen auch entscheiden, vielleicht ist es für ihre
Konstellation gar die Abkürzung. Ich lass sie ihren Weg gehen. Ich geh meinen
Weg und ich liebe stoisch weiter. Auch diese Menschen, einfach weil mir lieben
gut tut und Freude bereitet. Wer an meiner Seite bleibt kann davon
partizipieren, wer geht ist auch gut. Jeder braucht andere Wege und hat andere
Aufgaben. Auch ich mag nicht jeden an meiner Seite.
Ich wollte stehen, ich wollte unbedingt
stehen auf meinen eigenen Beinen. Und dieser Wille, diese tägliche Formulierung
meiner Absicht, meiner Ausrichtung hat mich den Boden finden lassen. Jeder Schritt hat sich gelohnt.
Auch wenn es erst bedeutete, dass ich ins dunkle Ungewissen springe, in die
Einsamkeit. Aber ich hatte eines immer vor Augen: meine Kinder. Ich habe dies
alles für meine Kinder getan und an ihnen sehe ich, dass es funktioniert hat.
Ich habe zwei starke Töchter. Sie sind Liebesfähig, weich, verbindlich. Sie
leben ihren Willen, gehen mutig ihren Weg, sie stellen sich ihren Feuern,
Prozessen und Aufgaben und ihr Leben ist voller Fülle und Freude. Ich sehe es
ihnen an, sie sind befreit und gehen voran. Und wenn eine Herausforderung
kommt, dann stellen sie sich. Fühlen, weinen, gehen in sich, sehen klar was
Sache ist und handeln. Sie tanzen und haben Spaß, genießen ihr Leben und dabei
sind sie gleichzeitig tiefe, mitfühlende Menschen geworden. Fein und stark. Wenn
ich die Befreiung im Anblick meiner Kinder sehe, dann weiß ich, dass sich jeder
Schritt gelohnt hat, den ich gegangen bin. AHO.
Kondor
aus der Serie "Phönixprozess"
Brenne,
Heilung, brenne. September 2014
Papier,
40 x 54 cm, Gold, Acryl, Tusche
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