Mein Leben wandelt sich gerade in einer rasanten Geschwindigkeit. Jeden Tag stürmen neue Erkenntnisse auf mich ein. Atemlos gebe ich mich dem hin. Dabei ist es ganz still um mich.
Ich habe mich zurückgezogen. In mein stilles Kämmerlein. Ich meditiere, so viele Stunden es mein Tag erlaubt und mein Körper mit macht.
Alles fing an, als ich bemerkte, dass fast jede meiner Handlungen dazu diente, dass ich mich von mir selber ablenke. Da gibt es die offensichtlichen Handlungen wie Ausgehen, aber auch Arbeiten, selbst Lachen diente dazu mich selber nicht zu fühlen.
Ich bin so taff, so unnahbar, immer freundlich und vor allem immer ehrgeizig am Computer schreibend. Jede mögliche Sekunde nutze ich zum Arbeiten. Ich bin korrekt, der Ehrlichkeit verpflichtet und immer gerade raus und immer voran. So schnell, so zielstrebig. Keine Pause, kein Anhalten, kein Genuss – ich bin so streng. Unglaublich streng. Mit mir! Würde ich so mit meinen Kindern umgehen, wie ich mit mir umgehe, würden man mir die Kinder wegnehmen. Ich trenne mich von meinen besten Freunden, weil sie einen Fehler gemacht haben. Als würden wir nicht alle und dauernd Fehler machen – so what? Es tut mir so Leid, Mimi und Oliver. Ich bin wirklich eine Deppin, weil ich durch Rechthaberei meine Liebsten nicht nur verletzt habe, sondern verloren.
Kein Mensch weiß von meinen weichen Seiten, von meiner Hilflosigkeit, von meiner Verletzlichkeit. Das ich mich manchmal bodenlos und verloren fühle, einsam und so unendlich hilflos. Und das ich alles dafür tue, dass dies niemandem auffällt.
Vielleicht wissen es auch alle und ich meine ich könnte es verstecken?
Ich weiß, ich bin damit nicht alleine. Wahrscheinlich gibt es kaum jemanden da draußen, der nicht genauso ist, aber diese Mauer, diese Abgetrenntheit von mir selber und damit von Euch Anderen macht so einsam.
Mir ist klar, nur ein Mensch, der sich selber durch und durch liebt, kann andere lieben. Und danach schreit mein Herz: ich möchte lieben, nichts anderes als lieben. Ich möchte meine Kinder umhüllen und tragen, ich möchte meine Freunde berauschen und meinen Liebsten verführen. Als wäre das Leben ein ewiger Flirt.
Also!
Nun konnte ich meinen Ehrgeiz doch mal für was wirklich Wichtiges einsetzen:
mich lieben lernen. Mich.
Also voran, Schmitze!
Meine Angst vor dem Schritt, alles was in mir wartet zu fühlen, hat diesen Tag unendlich hinausgezögert, aber irgendwann war er da.
Es ist unglaublich, was ich da alles fand in mir. Erst war es Wut, dann Trauer und Einsamkeit, so viele alte Geschichten, die mir von ihren Gefühlen erzählen, ganz neue Blickwinkel.
Ich danke meinen Begleitern in dieser Zeit. Ich lasse nichts aus: Familienstellung, Gechanneltes Heilwissen, Bachblüten, Homöopathie, Buddhistische Lehre, von Byron Katie, meinem alten Lehrer Chuck Spezzano bis zu Lama Ole Nydahl ist alles da. Danke Rayk und Andreas! Ich liebe Oshos Kundalini Meditation und einfach stillsitzen und fühlen. Das ist fast die beste Übung, sich selber eine Zeit festzusetzen (wenigstens eine Stunde!) und sich aushalten lernen. Ich sitze mich selber aus.
Und was finde ich dabei? Mich in allen Nuancen.
Ich bin das alles: die Strenge, die Weiche, die Lustige, die Ernste, die Wilde, die Ruhige – ich bin alles und das ist gut so.
Ich lerne die Bewertungen, die ich selber über mich erfunden habe, wieder aufzulösen. Zu schlecht, zu klein, zu hässlich, zu langsam... zu,zu,zu.... bin ich gar nicht, es ist alles gut, wie es ist. Meine Falten, meine Langsamkeit, meine Fehler und Mängel – alles gut so.
Ich kann mich anders sehen: ich erkenne in der dauernden antreibenden Stimme, die ich immer so stressig in mir fand, meinen Willen, meine Kraft, die ich bitten kann mir zu helfen, wenn ich sie brauch und wenn ich Pause brauche, sag ich ihr einfach: Shut Up!
Ich habe gelernt, dass ich meinen Schmerz wegweinen kann und das das maximal eine Stunde dauert, dann ist er dauerhaft verbrannt. Wie meine kleine Tochter immer sagt: „Weinen tröstet, Mama. Darf ich in deinen Arm kommen und etwas weinen?“ Ja, bitte und danach wird wieder getobt.
Ich habe gelernt, dass meine Wut nur etwas vor mir selber verdecken möchte, meist, dass ich Angst habe in meinen Spiegel zu sehen und mir einen Fehler nicht eingestehen möchte. Ich habe gelernt zu sagen: Du hast Recht und ich habe mich getäuscht. Ich habe diesen Fehler begangen. Ich konnte es nicht besser, aber jetzt kann ich es besser. Danke, dass du mich darauf aufmerksam machst.
Soviel ist passiert in diesen Wochen, dennoch weiß ich, dass ich erst ganz am Anfang stehe von etwas ganz Gewaltigem, von etwas Großem – ich kann es in mir vibrieren spüren und ihr kennt es alle: LIEBE.
Jetzt bin ich für alles bereit.
Ich habe den Mut hinein zu springen, mitten in die reißenden, eiskalten Fluten.
Deshalb schicke ich mein Flehen, hinaus ins Universum, ein Gebet:
Bitte Welt, renn meine Mauern ein.
Berührt mich.
Bitte lass mich finden, wie ich meine Tore öffne.
Ich möchte leben, lieben, frei sein!
Ich möchte mich trauen ICH zu sein mit allem was ich fühle und wie ich bin.
BITTE LEBEN BERÜHR MICH !!!!