Donnerstag, 20. Mai 2010

Meine Freundin

Gestern hatten wir wieder unser MastermindTreffen (eine Gruppe, die sich regelmäßig trifft, denen ich mein aktuellstes Businessproblem erzähle und die mir ein Brainstorming voller Lösungen und Sichtweisen anbieten - und am Ende mach ich mir eine Hausaufgabe, über deren Erledigung ich dann beim nächsten Treffen berichte.... herausfordernd ist immer das Einhalten der Zeiten für jeden Einzelnen, weil, wenn man nicht nach 20 min abbricht, dann kommt der Letzte nicht mehr dran) Eine meiner ältesten Freundinnen ist auch dabei, sie und ich kennen uns nun schon seit 20 Jahren.

Wir haben lange Jahre uns regelmäßig durch das Studium gesehen, wir waren in der gleichen Klasse an der Kunst-Akademie und haben zur gleichen Zeit Kinder bekommen, wir hatten da viel Zeit uns gegenseitig kennenzulernen. Schon damals haben wir uns manchmal hitzig gestritten, ich war schon super oft total wütend auf sie. Heute weiß ich, dass sie etwas anspricht in mir, was ich selber denke - etwas ausspricht, was ich denke und ich kann es dankbar annehmen. Echt, richtig super dankbar! Heute weiß ich, dass mein Wut auf sie immer nur meine eigene Gegenwehr gegen mein eigenes Erkennen war, weil die Wahrheit manchmal weh tut. Heute bin ich immer noch wütend, wenn es so heiß her geht wie gestern, aber ich brauch höchstens ne Stunde um zu begreifen was da abging in mir und das wichtigste ist: ich liebe sie...
Ich hoffe du weißt das, liebe Freundin und nimmst nichts persönlich, was zwischen uns gesagt wird - ich zumindest tu das nicht, sondern durchlebe meinen eigenen Prozess dadurch und sage hinterher: danke, lieber Himmel, Universum, dass Du mir diese Begleiterin mit auf den Weg gegeben hast!
Ich werde nie den Tag vergessen als sie hier in Berlin am Flohmarkt plötzlich vor mir stand - nach 5 Jahren stand sie da vor mir - ich habe geweint vor Freude, ich habe mich so gefreut sie wiederzusehen. Ich hatte mehrmals versucht sie wiederzufinden, aber keiner den ich kannte hatte ihre Adresse gehabt und ihre Email funktionierte nicht mehr und sie hatte einfach gefehlt in meinem Leben. Und das war mir total klar, als ich sie da wiedergesehen habe. Sie ist der Knaller für mich, ich liebe ihre Offenheit, ihre radikale klare Kommunikation. Sie ist mir ein Vorbild, wie sie ihr Leben angeht, wie bewußt sie voran geht - sie ist "face the truth" für mich - so mutig, so konsequent, radikal und umsorgend
- - - so liebevoll dadurch für sich selber, weil die Wahrheit reinigt, macht den Platz frei für das Gute - Wahrheit sortiert Mißverständnisse, falsche Glaubenssätzen und falsche Verurteilungen aus - klar ist das unangenehm, weil man ja mit unter sein komplettes Lebenskonzept darauf aufgebaut hat, aber Mensch, der ganze Mist ist doch ansonsten Klebstoff, der einen nur zurückhält - zurückhält vorm Glücklichsein. Aber was ich das Schönste an meinen Begegenungen mit ihr finde, was die wirkliche Qualität ist, dass wenn wir uns wiedersehen, steht erneut nichts mehr zwischen uns. Es ist wieder gut und wir können wieder offen miteinander umgehen.
Das ist gerade mein Lerneffekt für mein Leben aus dieser Begegnung. Mein ganzes Leben schon bin ich ein Hitzkopf - potenziert mit dem gestern und ihr habt mich als Pubertierende! Und natürlich habe ich es immer persönlich genommen und natürlich hatte ich immer Menschen mir gegenüber, die genauso waren/mir, mich gespiegelt haben und natürlich hab ich nen ganzen Haufen Leichen im Keller, von Freunden, die ich nach so ner Auseinandersetzung nie wieder sehen wollte - anstatt mir meine Wahrheit anzusehen und natürlich gabs ne ganze Menge Freunde, die mich nie wieder sehen wollten - einer ist mein Exmann, der so beleidigt ist (er sagt für die nächsten 10 Leben/nicht Jahre!)
Und Du, liebe Freundin, bist es gewesen, die mir klar gemacht hat, dass Du mich weiter lieben kannst, auch wenn ich so doof bin und Fehler mache, hitzig bin und rumpoltere - und zwar aus beiden Perspektiven: Du hast mir gezeigt, dass Du immer wieder mit offenen Armen auf mich zugehst und ich konnte begreifen, dass ich, wenn ich meinen Prozess mache, mir anschaue, warum war ich in Wirklichkeit so abwehrend Dir gegenüber, dann kann auch ich hinterher mit offenen Armen auf Dich zugehn, mehr noch, dann kann ich dankbar sein, dass Du mir so stark die Stirn bietest - ich kann mir ersparen deine Angriffe persönlich zu nehmen, denn sie reden nur von Dir, so wie meine nur von mir reden - immer - wenn ich ehrlich bin!
- und das hat den Aha-Effekt in mir gebracht: ich bin ja doch nicht Schuld daran, was anderen passiert // der eigentliche Grund, warum Menschen ihr Herz mir gegenüber verschließen, ist, weil sie ihre Herausforderung nicht annehmen, weil sie ihre Wahrheit nicht ansehen wollen, weil sie ihre Lektion nicht machen wollen - diese Erkenntnis ändert nichts daran, dass sich Menschen dagegen entscheiden mit mir zu tun haben zu wollen (siehe Exmann) - ist ja auch ihr gutes Recht, also ist ja vielleicht auch richtig, weil sie aus welchen Gründen auch immer das jetzt nicht können
- aber das ändert etwas daran, dass ich dieses Verhalten gegen mich interpretieren muß - ich in mir, kann dann dieses Ereignis, dass sich jemand gegen mich entscheidet als gegeben annehmen, als sein Ding, seinen Weg - es macht mich nicht weniger traurig, weil eben eine Verbindung beendet wird, aber es lässt mich mit Respekt für die Entscheidung des Anderen trauern und weitergehen.
Ich bin so wie ich bin und für manche Menschen bin ich die richtige Begleiterin und für manche Menschen eben nicht, so ist Leben eben, so sind Begegnungen eben und es ist nicht schlimm, wenn Menschen weitergehen wollen. Das ist gerade meine große Lernaufgabe in meiner Trennung mit meinem Mann - es war nichts falsch daran, wie es war und wir beide waren nicht falsch und dennoch ist es jetzt richtig zu gehen - und es gibt nichts, was ich mit anderem Verhalten hätte anders machen können, es wäre immer auf dasselbe Ergebnis hinausgelaufen - warum ich das denke? Weil ich die Sicht auf Beziehungen habe, dass sie so lange weitergehen, wie sich beide im gleichen Tempo entwickeln. Wenn einer nicht kann und stehen bleibt oder eben ewig für einen Schritt braucht - was ja sein gutes Recht ist, mitunter braucht einer ja vielleicht gleichmal mehrere Leben für eine Lektion, dann kann ich entweder mit stehen bleiben - weil ich ihn begleite oder weil ich auch nicht weiter will oder ich gehe eben alleine weiter. Und beides ist wieder richtig, wie auch immer meine innere Stimme mir sagt, was ich tun soll, ist es richtig - es gibt kein falsch - es gibt nur, dass ich nicht richtig hinhöre, was mir meine innere Stimme sagt - das passiert jedem immer wieder, aber das ist ein anderes Thema. Gehe ich davon aus, dass alles Handeln irgendwo vom Unterbewußtsein gelenkt ist, ist es auch richtig und wenn ich weiß, dass meine bewußten Gedanken gerade mal 4% meines Seins ausmachen, kann ich sicher sein, dass ich mich schon durch meine eigenen 96% mir nicht bewußtes Sein lenke durch dieses Leben

Liebe Nina, dass ist die schönste Liebeserklärung seit Langem, ich freu mich schon auf unsere nächsten Reibereien, ich freu mich wirklich. Wir haben eine konfliktreiche Freundschaft im Sinne von REICH, das wird mir gerade so richtig bewusst, trotzdem, ich würde gerne manchmal noch achtsamer mit dir umgehen, manchmal verletze ich dich mit meiner Art ohne es zu merken, dass hat mir dein Brief gerade gezeigt. Es tut mir leid, wenn ich dich verletzt habe und hoffe ich bessere mich in Zukunft. Deine Freundin

Liebe, du kannst mir nirgends weh tun, wo ich mich nicht selber verletzte - also im Fazit bist nicht Du es, die mir weh tut, sondern schon vorher habe ich mir eine Wunde zugefügt, die Du berührst und hätte ich mir diese Wunde nicht vorher selber zugefügt, würde ich deinen Satz gar nicht bemerken - was wiederum bedeutet, dass Du mir nicht weh tust, sondern mich erinnerst, dass da eine Wunde ist, die ich gefälligst heilen soll!!! Und das ist was Gutes!!!!
Nur ich kann sie heilen, weil nur ich mir Wunden zufügen kann!
Oh man, das ist meine Lernaufgabe der letzten Wochen. Sie hat soviel alten vergrabenen Schmerz hochgeholt - ich hatte an vielen Stellen Hilfe und ich habe das Gefühl, dass ich langsam durch bin... mir ist noch mulmig im Bauch, vielleicht sind da noch ein paar kleine Erkenntnisse, aber es ist als ob mein Leben umgeshiftet ist...
Und ich bitte dich sozusagen, nichts zu ändern, weil dann hätte ich keine Reibung mehr und könnte nicht so gut lernen - das eben ist ja das tolle an unserem Zusammensein, nein an Dir: Du hast den Mut eine Sache auszusprechen, auch wenn Du (sensitiv wie Du bist) bemerkst, dass dein Gegenüber zusammenzuckt: Du packst dann den Stier trotzdem an den Hörnern (fast alle Menschen die ich kenne, knicken an der Stelle ein), weil Dir klar ist, dass man das Mißverständnis nur aufräumen muß und dann ist der Schmerz ein für alle Male erledigt. Ja, das tut weh, aber nicht Du tust weh, sondern Du nimmst mich und die Anderen an die Hand und zeigst uns unseren eigenen Schmerz und den Weg daraus!
Und jetzt werde ich meinen Prozess der letzten Wochen mal aufschreiben, weil er ist der tiefste und wertvollste, den ich jemals gemacht habe... denn mir kommt gerade ein neuer Gedanke: wenn alle, die mir weh tun, das eigentlich tun, um mich weiter zu bringen: sind dann nicht gerade meine Eltern, die bis heute seit anbeginn meines Lebens diesmal ihr Herz zu mir nicht öffnen, obwohl ich sehen kann, dass sie das können ihr Herz zu öffnen bei meinen Geschwistern, sind vielleicht auch meine Eltern angetreten um mir diese tiefgründige Lernaufgabe begreiflich zu machen und sind sie deshalb so stur darin mich abzulehnen, damit ich endlich, endlich begreife... ich muß alles aufschreiben, um jetzt umfassend zu begreifen - mir ist gerade ganz schlecht, was immer ein untrügliches Zeichen bei mir ist, dass gleich was hoch kommt - danke für deinen Brief - das war mal wieder der Satz der mir fehlte um zu verstehen - erstaunlich wie sich alles ineinanderfügt, wir alle verbunden sind und bei aufmerksamer Betrachtung jede Sekunde genau das Richtige passiert um den nächsten Schritt zu ermöglichen - von irgendwoher im Universum kommt dann plötzlich die richtige Botschaft....
Ich habe dich lieb, Freundin! Nina

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