Donnerstag, 2. Februar 2017

Der Weg der Berührung

Ich bin überwältigt über die verbündeten Reaktionen, über die vielen Geschichten, die ich  gesendet bekam via Mail, Sprachnachrichten und die Kommentare auf Facebook, die vielen Anrufe gestern – kein Beitrag hat jemals solche Resonanz erfahren. Ich bin also nicht alleine mit diesem Thema. Es ist nicht leicht sich so verletzlich zu zeigen. Ich gehe gerne an diese Stellen, die wirklich weh tun – weil ich schon sooft die Erfahrung gemacht habe, dass da unten in den dunklen Verließen ganze Schatztruhen warten. Ich habe gelernt, dass meine scheinbar negativen Gefühle mein Wegweiser sind. Und ich bin jedes Mal total dankbar darüber, wenn ich eine Tür finde, die ich öffnen kann. Wie oft schwelen solche Gefühle in uns und wir finden die Tür nicht, durch die wir gehen können. Ich weiß, viele erschreckt meine Heilarbeit, aber sie hilft. Ich mache jedes Mal die Erfahrung, dass der Weg meine schlimmsten Gefühle bejahend in den Arm zu nehmen, mich erst wie ein Feuer durchtobt und dann kehrt Frieden und Ruhe in mir ein. Und diese Offenbarung, gerade hier auf FB, hilft total mich in diese Tabuthemen reinzuentspannen. Es darf nicht sein, dass wir uns hundmiserabel einsam fühlen??? Es ist aber so und wenn ich es vor mir und anderen zugebe, habe ich den schlimmsten Schritt der Integration schon gemacht. Ich habe mich geschämt gestern und diese Scham hab ich durchdrungen und als Dank all eure Liebe empfangen. Das Opferdasein kann erst dahin schmelzen, wenn es einmal richtig gesehen wurde. Jedes Gefühl braucht unsere Aufmerksamkeit. Die Eindrücke – und ich finde das einen schönen Ausdruck für eingelagerte Emotionen, die wir früher nicht fähig waren zu fühlen, diese Gefühle machen einen Eindruck in uns und wenn der in den Ausdruck kommt, reinigen sich die Eindrücke. Wir können da von den Kindern lernen. Ein quängelndes Kind reinigt sich gerade. Und wenn es seine Trauer, Überforderung oder Wut genug in den Ausdruck gebracht hat, dann kann es sofort wieder lachen. Dafür brauch es aber Eltern, die diese Gefühlsausdrücke halten können. Und das konnten viele nicht. Ich hab das auch lange nicht gekonnt. Und diese unterdrückten eingelagerten Eindrücke kommen solange immer wieder aufs Trapez bis wir sie in den Ausdruck bringen, also fühlen. Gefühle möchten gefühlt werden – das ist Lebensfluss.
Es tut so gut, die Illusion die einzige zu sein, die sich einsam fühlt aufzulösen. Vielleicht, so schrieb heute morgen eine liebe Frau, habe ich die Urangst unseres Daseins in Worte gefasst. Es ist die größte Illusion der wir aufliegen, das Getrenntsein. Doch das Gerede darüber, selbst die schlauesten Satsangs und Übungen haben mich nie an diesen Punkt gebracht, sondern ihr. Hier mit eurer Reaktion und den vielen Angeboten kommt die wahre Lektion. Ich hatte darum gebeten berührbarer zu werden. Und ich spüre meine Angst vor den nun folgenden Schritten. Gestern sind mir Freundschaften angeboten worden, ich wurde aufs Land und auf die Insel eingeladen. Eingeladen in den Arm und in eine Gruppe und ich möchte am liebsten wegrennen. Ich habe so Angst davor, irgendein Angebot anzunehmen. Meine uralte Arroganz sagt – so war das doch nicht gemeint. Ich will doch nicht wirklich das zehnte Mal meine Geschichte erzählen. Ich will warten auf den Traummann, der alles erfüllt und vorher oder mit weniger geb ich mich nicht zufrieden... so krass und es tut so weh, den Schmerz dieses arroganten Anteils in mir zu spüren. Da ist eine riesen Scham und so weiß ich heute, dass der Weg gerade erst beginnt und ich nun Schritt für Schritt eure Angebote annehmen werde. Damit ich live fühle, was sich alles verbirgt hinter der Angst vor Berührung.
Eine Freundin gab mir heute ein sehr tröstliches Bild, dass ich in einem Raum sitze und die Tür hat nur innen eine Klinke. Ich bin es, die die Tür immer zugehalten hat und ich bin es, die sie aufmachen kann. Und hier in meinem Raum, bin ich sicher. Hier ist aufgeräumt und meine inneren Kinder sind gut versorgt und freuen sich am Spiel. Und das gute an der Tür ist, dass ich entscheiden kann, wen ich rein lasse und wann und das ich raus gehen kann und wieder reinkommen kann. Ich darf spüren und hingehen, reinlassen und draußen lassen. Diese Art der Selbstermächtigung ist ein wunderschönes Bild.
Ich bin mir fast sicher, dass diese Lektion der Grund für meine Inkarnation ist, vielleicht für jede menschliche Inkarnation. Gute selbstbestimmte berührbare menschliche Begegnungen. Der Weg der Berührung. Mögen er geschehen. Zwischen uns allen. AHO

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