„Ich bin zu nichts nutze“ sagt ein Teil von mir in ständiger
Wiederholung. Heute höre ich das erste Mal diese Stimme klar und deutlich und
ich nehm dieses kleine Mädchen auf den Schoß und umarm sie liebevoll. In der
Bewusstheit, dass diese Anteile keine Realität aussprechen, sondern die
subjektive Wahrnehmung eines Kindes, was damals falsche Schlüsse aus den dummen
Kommentaren der überforderten Erwachsenen zog und sich genauso fühlte: nur im
Weg, unfähig weil zu klein, den Großen ihre Aufgaben abzunehmen, hilflos und
ohnmächtig, und vor allem schuldig, weil den Großen Arbeit machen, einfach
durchs Dasein und diese Arbeitszeit nicht ausgleichen können – da hat sich
Schuld ( heute sichtbar als Schulden ) angehäuft, die bis heute nicht abbezahlt
ist - nichts bieten können, was ihnen helfen könnte – da fühlt sich ein kleines
Kind zu nichts nutze – ja, genauso habe ich mich gefühlt als Kind und viele mit
mir.
Genau in diesem Gefühl sind sooo viele Handlungen im Heute
verankert – aus dieser, seit der Kindheit missverstandenen Interpretation,
handeln wir noch heute. Ich spüre es zB wenn ich Geld für meine Behandlungen
nehme. Eigentlich ist das die gerechte Wiedergutmachung der Arbeit, die die
Großen an mir hatten, wenn ich „sie“ heute dafür umsonst behandle – wieso
sollte da einer für zahlen müssen??? Es ist irgendwie sogar einfach die
gerechte Wiedergutmachung dafür das ich hier auf dieser Erde sein darf - sagt
dieser Anteil und lässt mich schuldig fühlen, wenn ich Geld nehme – vielleicht
ist das sogar ein guter und richtiger Gedanke und in einer Welt mit
Grundeinkommen wäre dann für mich gesorgt! Aber bitte als Idee nicht aus diesem
Missverständnis, sondern aus der Fülle und dem heilen Sein heraus. Aber zurück,
ich merke diesen Anteil auch wenn ein Freund neben mir mich überfordert
anraunzt, obwohl ich gar nichts gemacht hab, außer da sein – dann fühle ich
mich beschämt, für mein Falschsein (Dasein) , fangen meine Hände an zu zittern
und ich ent-schuldige mich – obwohl ich nichts gemacht hab, nehme ich das
Päckchen Schuld gewohnheitsmäßig mal an, wird schon stimmen, ich war ja immer
Schuld – immer noch suche ich nach den geringsten Anzeichen bei meinem
Gegenüber, ob ich störe, was ich tun kann, damit es ihm/ihr besser geht. Ich
muss mir meine Daseinsberechtigung erarbeitet – sonst bin ich nichts wert. Und
in diesem System gibt es andere, die für sich arbeiten lassen und ein
aufgeplustertes „wertvoll“ tragen – gehen wir in Geschichte sind wir gleich bei
der Sklavenhaltung, die je nach Epoche unterschiedliche Formen angenommen hat.
Wie konnte es nur dazu kommen, dass Kolonialherren irgendwohin fuhren dort
Menschen raubten und sie dort oder woanders für sich arbeiten ließen – was ist
denn das für eine absurde Idee? Was geht denn in den Köpfen der einen wie der
anderen vor, dass dieses System tatsächlich so lange bestehen konnte – oder
noch besteht, denn was ist denn die Haltung dahinter Klamotten zu kaufen die
wissentlich in Billigproduktionsländern hergestellt werden oder Fleisch oder Öl
oder oder ... unser ganzes System basiert darauf. Da läuft doch echt was
komplett falsch. Wie kann das denn sein?
Auf dem Rauhnachtsbild für dieses Monat steht unter dem pinken
Shirt der Frau ein Text, den ich gestern noch mal entziffert habe und der geht
so: „Sie haben einfach gelogen. Ich geb ihnen ihre Lüge zurück. Solange ich
denken kann, hat man versucht aus mir ein Monster zu machen. Mich auszugrenzen,
abzuschieben, Schuld zu geben. Aber ich habe nichts getan. Ich bin völlig
unschuldig. Ich hab ihnen geglaubt, dass das Leben hier besser wäre ohne mich.
Doch das war gelogen. Sie haben gelogen.“
Ich habe ihnen geglaubt, ist der Erkenntnissatz in mir. Und es
war nicht die Wahrheit!
Es ist die Zeit des Loslassens. Wir dürfen diese Art von Lügen an
die wir glaubten, heute aufdecken und liebevoll in den Arm nehmen. Wir sind
nicht einen Tag länger verpflichtet uns treu an die Lügen der anderen, die ihre
Projektionen auf uns schossen, zu glauben. Hier ist unbedingte Untreue
angesagt!!!! Wir sind es, die aufstehen können und sagen können: ich bin
unschuldig. Ich bin liebenswert. Ich bin groß und stark und schön. Ich bin
einfach nur durch mein Dasein nützlich. ICH BIN. Es ist mir egal, was Du sagst,
du redest doch nur von dir. Ich glaube dir nicht mehr. Ich weis es besser, in
mir. Ich spüre es hier.
Und dann wende ich mich ab und geb dort keine Energie mehr rein,
kein Diskutieren und Rechthaben wollen – ich weiß es einfach. Kommt erneut so
ein Angriff, dann weiß ich, dass ich noch immer Kinderanteile in mir habe, die
den alten Stimmen glauben und dann suche ich diese Anteile in mir auf, tröste
ihn und geb ihm Liebe, weil er war ein kleines Kind als er die Großen ernst
nahm und seine Sätze glaubte – das tun Kinder eben. Doch jetzt ist jede
Begegnung ein Aufruf, dass wir uns um diese inneren Anteile kümmern, anstatt
mich mit meinem Gegenüber zu streiten. Wir ändern die Angriffe nicht durch
Reaktionen auf sie, durch Diskussionen, Erklären, Streit, Krieg oder
Rechthaberei – wir können sie nur ändern, wenn wir den Kindern in uns erklären,
dass sie einem großen Missverständnis zum Opfer fielen: sie wurden angelogen
und es war nicht die Wahrheit. Und das fühlt sich echt ungerecht und gemein an.
Da steckt Übelkeit und Einsamkeit mit drin und das Kind möchte in all den
Gefühlen gesehen und anerkannt sein. Ja, das hat sich richtig scheiße angefühlt
dieses zu nichts nutze sein. Ich sehe dich damit. Und in dem Prozess des
Fühlens finden wir dann auch die Wut darüber wieder so angelogen worden zu
sein. Und die Wut darüber, dass die Großen uns keine Großen waren, sondern von
uns Kleinen getragen werden wollten. Und die Trauer findet sich darin, dass wir
so lange an diese Lüge glaubten und soviel Zeit mit diesem schrecklichen Gefühl
verbrachten, soviel Zeit verschwendet haben von dieser wertvollen Lebenszeit,
nur weil wir ihre Lügen glaubten. Wir waren alle unschuldig als Kinder und das
will gesehen sein.
Wenn unsere Kindern in uns wieder die Wahrheit wissen, wieder
wissen, wie wertvoll und schön und talentiert und kreativ und witzig sie sind –
dann hören wir auf Magnet zu sein für die Angriffe der anderen. Ich bin ein nützliches schönes Wesen und
ich nehme meinen wahren Platz jetzt ein. AHO
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