Seit ich den Artikel geschrieben habe über
meine Einsamkeit fühle ich viel mit und in dem Thema. Der Artikel, also meine
Offenbarung, hat eine Tür geöffnet in mir. Ich habe das erste Mal Ja sagen
können, so ist das bei mir – ich bin viel alleine. Auch wenn es auf „alleine
sein“ ein Stigma gibt, dass man dann nicht in oder trendy ist oder ich
vielleicht nicht so nett und deswegen keiner da ist – egal, wie das Stigma ist, so ist es gerade bei mir. Mir ist so doll
aufgefallen, wie ich mich bemühe, dass die Menschen mich mögen, wie ich dauernd
etwas „tue“ damit sie kommen, dableiben, etc und seit ich das lasse, entspanne
ich mich langsam. Jetzt kann ich fühlen, wie es eben ist. Ich sehne
mich nach Menschen, nach Begegnung, doch wenn ich sie treffe, dann bin ich oft
schon nach 10 Minuten überfordert und will wieder nach Hause. Ich spüre meine
Schüchternheit, ich spüre meine Gelassenheit – das ist ein spannender Gedanke:
seit ich andere Menschen nicht mehr umerziehen möchte, sie da lasse
(Ge-lassen-heit) wo sie sind, fällt ein großer Teil der Kommunikation einfach
weg. Und damit auch der Drang mit ihnen zu sein. Ich spüre plötzlich erstmalig
auch Neins gegenüber Menschen. Friedliche Neins. Ich spüre mich und meine Distanz, die ich habe. Sie
ist meine Schutzraum und ich entdecke dies als etwas Gutes für mich. Das ist
nicht aller Tage Ende, aber das ist eine riesengroße Neuerung für mich. Ein Schritt auf meinem Weg, in den ich mich jetzt hinein entspanne. Wenn
ich in der Rolle der Großen bin mit meinen Kindern oder in der Rolle der Therapeutin – dann
bin ich Gebende und das geht super. Da kann ich mein Herz auf Augenhöhe öffnen
– doch wehe, jemand möchte mir was geben. Eine Umarmung halte ich genau 10 Sec,
dann winde ich mich raus. Früher bin ich über diesen Punkt rübergesprungen,
habe diese feine, empfindsame Stelle in mir nicht beachtet – so wenig wie ich wusste, dass
ich schüchtern bin, so wenig war mir klar, dass ich da eine riesen Schutz-mauer
in mir habe. Mit meinen nächsten Menschen kann ich das nun besprechen und aktiv
üben – das ist echt atemberaubend. Empfangen macht mir Angst, weil ich meine
Abwehr runter fahren muss. Weil ich mich verletzlich mache und dann rasseln
alle Bilder im Schnelllauf an mir vorbei – die, in denen ich Opfer war – dann
nehm ich mein Kind in mir in den Arm und atme weiter. Ganz langsam entspanne
ich mich darein und von Woche zu Woche öffnen sich neue Türen.
Heute ist Karfreitag, Jesus starb heute vor
2017 Jahren am Kreuz. Ich hör gerade Luis Armstrong mit What a wonderful world (https://www.youtube.com/watch?v=CWzrABouyeE) und weine fast jedes Mal an der Stelle, wo er singt, dass die Menschen fragen,
wies dir geht, aber eigentlich meinen, ich liebe dich. Ja, das stimmt - durch
diese Brille, oder diese Augen auf diese Welt geschaut, ist überall Liebe -
aber ich bin nicht mit allem in Liebe und ich weiß nicht, wie das geht und es
tut so weh nicht in Liebe zu sein. Wie hat Jesus das geschafft, dass er geliebt
hat, auch seine Täter? Ich mag seine Botschaft, dass "er" nicht
tötbar, nicht verletzbar ist und wieder aufersteht - das niemand ihm etwas
antun kann - "schau Gott, sie sind alle verwirrt, vergib ihnen, sie wissen
nicht was sie tun..." wenn ich die doofe Kirche weglasse, finde ich Jesus
toll! Ich möchte das auch können. Ich suche nach der Tür, die Frieden bringt
mit allen und jedem - ich weiß, dass es sie gibt. Doch ich finde die
Konsequenz, wenn ich diese Tür öffne, krass - weil das bedeutet, dass alles
sein darf. Was bedeutet das dann für einen Menschen, der Opfer wurde, für eine
Tat, die passiert und einen verletzt oder beide... Wohin führt dieser Weg, den
wir da gehen. Ich bin gespannt.
Ja, ich möchte nur lieben - das ist alles, wonach ich mich sehne - und wie oft kann ich das nicht, sondern bin einfach leer ... und ich spüre die Verschwendung der Zeit.
Ja, ich möchte nur lieben - das ist alles, wonach ich mich sehne - und wie oft kann ich das nicht, sondern bin einfach leer ... und ich spüre die Verschwendung der Zeit.
Es gibt Menschen in meinem Leben, die ich nicht mehr sehe, obwohl
ich mich nach ihnen sehne. Ich bin für manche Menschen zu direkt, zu ehrlich,
zu konfrontativ oder zu viel Gefühl. Je nach dem. Mein Weg ist nicht für jeden gehbar. Der
Weg anderer ist für mich ja auch nicht gehbar. Andere Menschen sind einfach mit
ihren Prozessen beschäftigt oder das Leben hat sie wo anders hin verschlagen.
So wie es mich ja auch zu einer ganz anderen Frau gemacht hat, als ich vor zehn
Jahren noch war. Und da sind Menschen dabei, da habe ich keine Worte dafür, wie
sehr ich sie vermisse.
Früher hätte ich irgendetwas erfunden um diese
Menschen doof zu finden oder eine Streit vom Zaun gebrochen um die Distanz
besser auszuhalten - aber ehrlich gesagt mag ich diese
Projektionsausweichmanöver nicht mehr - und jetzt fühle ich den
Abschiedsschmerz. Es ist so, wie es ist und genau jetzt in diesem Moment ist
die beste Lösung und dennoch tut es weh. Sau weh. Ich glaube, dass ist, was der
süße Schmerz genannt wird. Ich liebe und sehne mich und spüre die Leerstelle
und den Trennungsschmerz. Dennoch ist es gut so, wie es ist. Und ich begreife
langsam, so ist das einfach zwischen Menschen - so wird es immer sein - und
keiner kann was dafür, jeder verkraftet eben andere Dinge, hat andere Wege
seine Lektionen zu meistern und selbst die Überlebensstrategie der Projektion,
des dem anderen Schuld geben - ist Not-wehr. Es sagt sich einfach, dass sich
doch alle mit ihrem Kram auseinander setzen sollen, aber ich weiß inzwischen,
wie schwer das ist und wie lang das dauert und wie oft ich, obwohl ich so viel
an mir gearbeitet habe, dennoch nicht bei mir bin... mein Fazit wird immer
klarer, ich kann alle nur da lassen, wo sie sind und darf lernen, dass ich
Begegnungen als Geschenke annehme – als Kostbarkeiten, was sie sind. What a
wonderful world.
Acryl auf Papier, 40 x 50 cm, gerahmt |
Be happy - more & more - everyday, my love.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen