und was Selbstliebe eigentlich ist.
Der Weg der Heilung ist, wenn Mama, Papa oder eine liebende Gruppe von Menschen dich so auffängt und umhüllt und dir all das gibt, was du brauchst, damit deine Wunden heilen können. Deine wirklich tiefen Wunden deiner Seele. Indigene Völker haben vielleicht noch das Standing. Wenn du das Feld um dich hast, dass du den Weg der Heilung gehen kannst, gehe ihn immer. Er ist friedvoll und wunderschön.
Wir sind gerade nicht in einer Welt, einer Zeit, in der wir den Weg der Heilung gut gehen können. Wir hier sind an Symptombehandlung und Taubstellung gewöhnt. Wem also dieser Weg gerade nicht offensteht, der kann den Weg der Freiheit wählen und den üben wir hier. Die Außenwelt erscheint oft als größer, machtvoller, als mich bestimmend.
Was meine ich damit? Manchmal kommt die Außenwelt und schreit mich an: „Du bist ein Nichtsnutz.“ Als wäre die Außenwelt größer und mächtiger als wir selbst. Als unser Innen. Und unser System zuckt zusammen, wendet sich ab, versucht darunter weg zu tauchen bei gleichzeitigem Ausweichen der Außenwelt. Es gibt eine Schicht in der wir taub werden, Schutzpanzer bauen und uns darin zusammenziehen. Es gibt ne Menge und vielfältige Reaktionen auf diese krassen Begegnungen von der Außenwelt von Revolte, Weglaufen, Kampf bis hin zu Todstellen und Dissoziation. Versteht ihr, so reagieren wir hier üblicherweise, sowohl auf Anweisungen des Staates, wie wenn deine Mitmenschen dich kritisieren.
Diese Wege, die wir bisher beschreiten, bringen weder Heilung noch Befreiung. Ich kann´s mir in meinem Cocon/Schutzpanzerbequem machen und mir einreden, dass ich´s hier drinnen schon umbaue, was mir alles so weh tut und ein wunderwunderschöner Schmetterling werden und dann werden sie schon alle sehen…
Ich glaube, wir warten uns zu Tode, haben ein mega langweiliges Leben, bei dem wir uns das Leben der Helden lieber in Filmen anschauen und wachen dann irgendwann auf und merken, dass diese kleine Lebensspanne vorbeigeflossen ist an unserem Cocon und wir´s verpasst haben. Verdammt!
Was ist das, was wir nie wagen?
Mich dem Glaubenssatz „Ich bin ein Nichtsnutz“ hingeben, ihn annehmen, voll und ganz. Ja, ich bin ein Nichtsnutz. Lass die Kraft dieses dich vernichtenden Feuers doch mal durch dich fluten. Beweg deinen Körper dabei. Schüttle dich. Sage laut JA, ICH BIN EIN NICHTSNUTZ. Was soll denn passieren? Dich wird Übelkeit durchfluten. Dich wird Schmerz nicht gesehen zu sein, fluten. Dich wird Verlorenheit fluten. Fühle das. Stell dich diesen dich flutenden Gefühlen. Kotze. Weine, Schreie vor Schmerzen. OK. Und weiter? Was passiert dann?
Dann schwellen die Gefühle ab und du stehst da immer noch. Bist ganz du, immer noch dieselbe Person. Du hattest Jahrzehnte lang Angst vor diesem Satz. Nur wegen ein paar Tränen? Hast dich dagegen gewehrt und soviel Schutzmauer aufgebaut, weil du einmal Kotzen vermeiden wolltest? Weil du nicht der dumme Junge, das dumme Mädchen sein wolltest? Wie krass viel Eigenenergie verbraucht so eine Schutzmauer, wenn du sie täglich aufrechterhältst? Hast du dir das mal überlegt, woher dein Burnout wirklich kommt??? Was wagst du also nie? Tu es.
Und jetzt schaue ich mir den ach so gefährlichen Satz mal näher an: Mein Gott, ja, ich bin ein Nichtsnutz. Solange ich in meinem Cocon sitze, nütze ich vielleicht tatsächlich der Heilung von Mutter Erde nicht gut genug. Ich bin auch faul. Ich bin auch eifersüchtig. Ich bin auch zickig. Ich bin alt. Ich bin hässlich. Ich bin feige. Also, ich geh jetzt gerade die ganzen Sätze in meinem System durch. Du wirst andere haben. Ich bin aber doch immer noch die gleiche hier in mir drinnen und hier mit meinem Körper. Auch wenn ich diese Sätze durch mich durchlasse und das eine oder andere als wahr in mir erkenne. Ich bin immer noch genauso schön und plötzlich merke ich erst, dass ich tatsächlich gerne viel mehr nützen würde als ich es gerade tue. Ganz anders als die, die mir das als kleines Mädchen vorwarfen, von mir wollten, aber ja, ich nütze der Welt krasser Weise genau wegen dem Kampf gegen diesen Satz, weniger, als wenn ich den Satz erlaube und schaue, wo ich denn nützen möchte, wo ich wirksam sein möchte. Plötzlich habe ich freie Kraft um mir eine neue Handlung zu kreieren, die super nützlich ist.
Was gibt es denn größere Selbstliebe als wenn ich mich mit all meinen Fehlern liebe. Ist doch nicht schlimm, dass ich eifersüchtig bin. Und? Was solls? Dann fühle ich eben ein Gefühl, was eines der größten Tabus auf sich trägt? Und? Mein Gott, das tun in Wirklichkeit sehr viele Menschen, besonders die, die sagen, sie kennen keine Eifersucht… Ich nehme meine Eifersucht sogar ernstund nutze sie für meine Wachstum. Ich liebe auch meine Angst. Oder meinen Ekel. Oder meine Wut. All meine tollen Gefühle zeigen mir, was ich im ersten Augenblick nicht bemerkt habe an der Außenwelt. Danke, ihr geliebten Gefühle.
Das spannende ist diese paradoxe Tür, die wir alle so vermeiden. Wir glauben, wenn wir sagen, „ja, ich bin ein Nichtsnutz“, würden wir es werden und darin für immer festsitzen. Dabei ist es genau umgekehrt. In der Gegenwehr, dem abstreiten und sich dagegen wehren, in dem NEIN, steckt soviel Aufmerksamkeit die wir halten müssen/weghalten müssen – und Energie folgt der Aufmerksamkeit, sprich das Nichtsnutzen wird immer größer durch Gegenwehr – viel mehr als wenn wir einmal „Ja“ sagen. In dem Ja, stehen wir uns bei. Dann erst kann unser Inneres hinschauen, wieviel davon wir wirklich sind. Denkt unser innerer Kritiker das über uns? Haben wir diese Glaubenssätze geglaubt damals als wir klein waren? Sind wir vielleicht wirklich noch nicht so wirksam, wie wir es aber gerne wären? Und warum? Mit dem Ja kann der Satz sich bewegen, sich verändern, tatsächlich viel schneller durchfließen, weiterfließen, sich entfalten und wirken und wir haben die Lektion dahinter gelernt und sind wieder frei.
Das scheinbar Paradoxe tritt ein und ist gleichzeitig völlig logisch.
Und: Wer soll denn zu uns stehen, wenn wir selbst nicht zu uns stehen? Wir sind doch die einzigen, die genau wissen, welchen krassen Weg wir bis hierhin schon gegangen sind und warum wir gerade so sind, wie wir sind. Und wer sagt denn, dass Bruttosozialprodukt hochtreiben der Gemeinschaft wirklich viel hilft und nicht gerade deine Forschung, wie du heile wirst, viel wichtiger, sozial wirksamer und nützlicher ist. Hey, ja, also wage ich den anderen Weg und sage: „Ich bin ein Nichtsnutz, so what?“ Und? Ich liebe mich so wie ich bin. Ich liebe mich einfach und ich bin treu bei mir. Ich, wenigstens ich, halte zu mir. Ich halte zu meinem Nichtsnutz in mir. Ich lieb den so doll in mir. Es ist alles ok. Das ist viel mehr Selbstliebe als mich mit Badewannenentspannung zu versorgen.
Ich war viele Jahre meines Lebens mit nazistischen Partnern in toxischen Beziehungen verstrickt. Heißt, ich hatte viel Zeit mich mit den fiesen Vorwürfen, von mir sehr nahen Menschen, auseinanderzusetzen. Bei genauer Betrachtung musste ich mir eingestehen, dass diese Männer nur eine besonders gute Beobachtung besaßen und meine inneren Kritikersätze wiederholten. Mich spiegelten in dem, wie ich innerlich mit mir selbst umging. Das nimmt ihnen nicht ihre Verantwortung für so gemeines Verhalten ab.
Doch ich konnte das nutzen und wuchs in mir über meinen Cocon hinaus, als ich anfing mich weder den Sätze gegenüber ausgeliefert zu fühlen, noch weiter gegen die Sätze oder die Männer zu kämpfen, sondern diese Sätze in mir bejahend annahm.
Ja, ich fühlte mich dick. Ja, ich fühlte mich hässlich und alt. Und ich hielt mich liebend, zu mir haltend, in der Verzweiflung, wund und getriggert fest im Arm. „Dann bleibe ICH eben bei mir, wenn mich sonst keiner will.“ Waren meine ersten heilenden Sätze in mir. Ich bleibe trotzdem bei mir und liebe mich. Und je mehr ich mich hielt und liebte, desto mehr ging die scheinbar so paradoxe Tür wieder auf. Eigentlich konnte ich einfach wieder die Wahrheit sehen. Ich bin weder alt, noch hässlich oder dick. Ich bin wie ich bin. Ich finde mich wieder wunderschön mit meinem Gewicht und meinem Alter.
Und plötzlich fand ich die Kraft in mir wieder, dass ich mir viel mehr wert bin, als das ich jemanden neben mir dulde, der mich gerne verletzt. Und ich konnte mich voll leicht trennen. Und das alles über diese paradoxe Tür des Ja-sagens. Es ist wie windstille, Frieden, der dann innerlich eintritt.
Warum nutzen Menschen Fiesheit? Ausgrenzung oder Verurteilung? Hinter all den Sätzen ist doch nur der Versuch uns zu isolieren. Du bist so schwer, kaputt, krank….und so will dich keiner. Dann wirst du alleine sterben. Einsam und verlassen. Autsch. Und was passiert in mir, wenn ich dem Glauben schenke??? In diesem Zustand sind wir gewillt uns manipiulieren zu lassen und werden zum Peoplepleaser. Wir tun, was der andere von uns will.
In unserem Cocon ziehen wir uns dann tatsächlich zusammen und sind einsam. Doch vor allem sind wir von uns selbst verlassen.Das ist eine normale Schutz- und Überlebensstrategie, wenn ich ein Kind bin.
Doch nun bin ich erwachsen. Ich bin dem Cocon entwachsen. Drehen wir das doch bitte jetzt um und gehen durch diese paradoxe Tür. Die ersten Schritte sind schwer und Angst besetzt – aber glaube all den Heldinnen dieser Welt: Du schaffst das!!!!
Fühlen all die Gefühle wieder, vor denen wir als Kind Angst hatten und lassen unser System nachlernen, was es braucht. Kotzen ist nicht so schlimm, es reinigt. Weinen tut gut, es entlastet. Luftboxen bei Wut macht einen wahnsinnig klaren Kopf. Auf der Stelle rennen, das Flüchten imitieren, lässt uns danach sehr stark und wirksam fühlen. Gefühle möchten sich über eine Bewegung des Körpers ausdrücken. In dem Moment wo du sie ausführst, spürst du deine Eigenmacht wieder und gibst dir eine Größe zurück, die dich mit etwas Übung selbstsicher und dem Außen gegenüber gewachsen fühlen lässt. So kehrt Selbstliebe, Sicherheit und Stärke in dein System zurück. Erleb es. Schüttle dich und fühle!
Das ist der Weg der Freiheit!
Nina Lara Schmitz, 21. November 2022
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